Industrie:Wer am teuren Klimaschutz verdient

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Das Stahlwerk von Thyssenkrupp in Duisburg am Rhein. Die Branche investiert in Klimaschutz, zur Freude von SMS. (Foto: Jonas Güttler/picture alliance/dpa)

Die Stahlbranche investiert Milliarden, um die extrem klimaschädliche Produktion zu begrünen. Davon profitiert das Familienunternehmen SMS. Dessen Chef mahnt aber, nicht nur auf teure Riesenprojekte zu setzen.

Von Björn Finke, Mönchengladbach

Es ist eine „Jahrhundertaufgabe“, sagt Jochen Burg – und sein Unternehmen will daran verdienen. Die Stahlindustrie gehört zu den schlimmsten Klimasündern, doch die Konzerne investieren nun in eine klimafreundlichere Produktion. „Wir wollen das gestalten und vorantreiben“, sagt Burg, der seit Herbst Chef des Mönchengladbacher Anlagenbauers SMS ist. Das Familienunternehmen mit gut 14 000 Beschäftigten sieht sich als Weltmarktführer, wenn es darum geht, Stahlwerke, Aluminiumhütten oder Gießereien zu errichten.

Für Thyssenkrupp zieht SMS in Duisburg eine sogenannte Direktreduktionsanlage hoch. Es ist der größte Auftrag in der gut 150-jährigen Firmenhistorie von SMS. Im Herbst würde sein Unternehmen die „herausfordernden“ Bauarbeiten vor Ort beginnen, wie Burg bei der Bilanzvorstellung am Mittwoch in Mönchengladbach sagte. Im Jahr 2027 soll die 140 Meter hohe Anlage einen Hochofen ersetzen. Der Turm wird Roheisen nicht mit Koks und Kohle gewinnen, sondern anfangs mithilfe von Erdgas und von 2029 an mit klimafreundlich erzeugtem Wasserstoff, so der Plan. Insgesamt kostet das Projekt Thyssenkrupp drei Milliarden Euro, wobei Bund und Land Bau und Betrieb mit zwei Milliarden Euro subventionieren.

Daneben errichtet SMS in Nordschweden das erste Stahlwerk der Welt, das von Anfang an komplett mit klimafreundlichem Wasserstoff betrieben werden soll. Das Werk namens H2 Green Steel soll schon 2025 seine Produktion starten, die Teile der Anlagen werden bereits auf die Baustelle geliefert.

Der 44-jährige Vorstandschef Burg sagte, viele andere Großprojekte seien in der Pipeline, aber sie stellten wegen der Kosten „einen enormen Kraftakt“ für die Unternehmen dar. Ohne Subventionen würden diese Investitionen nicht freigegeben. Manchmal reichen aber auch staatliche Zuschüsse nicht. So hat der Stahlkonzern Arcelor-Mittal eine Förderzusage über 1,3 Milliarden Euro erhalten, unter anderem für eine Direktreduktionsanlage in Bremen. Doch das Management warnte im Mai, die hohen Energiekosten in Deutschland machten es schwierig, die Investition freizugeben.

China gibt der Branche viel mehr Zeit

SMS-Chef Burg gab sich zuversichtlich, dass solche Projekte bewilligt werden, sobald „die politischen Rahmenbedingungen stehen“. Der Manager, der seine ganze Karriere bei SMS verbracht hat, sagte, Europa sei Vorreiter beim grünen Umbau der Stahlindustrie, wegen des Drucks der Politik. In China, dem Land mit der größten Stahlproduktion, werde Klimaschutz ebenfalls wichtiger, doch die Regierung gebe der Branche dort viel mehr Zeit. Die Welt schaue nun auf Europa und darauf, ob die Stahlindustrie hier den Wandel zu einer klimafreundlichen und trotzdem wettbewerbsfähigen Produktion schaffe, sagte Burg. Er sei optimistisch, und gelinge der Wandel, werde das weltweit eine Welle ähnlicher Investitionen auslösen.

Zugleich mahnte Burg, beim grünen Umbau der Branche nicht nur auf teure Großprojekte zu setzen: „Wir werden nicht eine Direktreduktionsanlage nach der anderen bauen.“ Man könne den Ausstoß an Treibhausgasen auch dadurch senken, dass man Hochöfen mit moderner Technik verbessere. SMS habe ein Pilotprojekt in einem indischen Werk des Stahlkonzerns Tata angestoßen, das den Ausstoß des Klimakillers um die Hälfte verringern solle, sagte Burg.

Der Umsatz von SMS stieg im vergangenen Jahr um acht Prozent auf 3,4 Milliarden Euro, der Auftragseingang um neun Prozent auf fünf Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis versechsfachte sich auf 134 Millionen Euro. Die Gewinnmarge erhöhte sich ebenfalls, unter anderem dadurch, dass bei SMS mehr Umsatz auf das lukrative Servicegeschäft entfiel. Doch Burg sagte, die Marge sei „noch nicht da, wo unser Anspruch liegt“ – sie soll also weiter steigen.

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