Wearables:Was Smartwatches bringen und was nicht

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Alles im grünen Bereich? Smartwatches sind für viele ein unverzichtbarer Begleiter geworden, nicht nur beim Sport. (Foto: Daniel Ingold/Westend61/imago)

Die Computer am Handgelenk ersetzen oft den Blick aufs Handy und erfassen Vitaldaten - aber lohnt sich das?

Von Helmut Martin-Jung, München

Vor gar nicht allzu langer Zeit nahm es die Menschheit mit ihrer Zeit noch nicht ganz so genau. Bevor die Eisenbahn synchronisierte Uhren nötig machte, hatte jedes Dorf eben die Zeit, die ihr Kirchturm anzeigte - wenn es denn einen gab. Heute fliegen Atomuhren durchs Weltall und weisen uns den Weg, Ortungssysteme wie GPS oder Galileo leben ja von höchst präzisen Uhren. Neuerdings aber sind Armbanduhren auch Computer. 42 Millionen der kleinen Geräte wurden allein im ersten Halbjahr 2020 verkauft. Während man sich zu Anfang dieser Entwicklung durchaus fragen konnte, wozu das alles gut sein soll, schälen sich mittlerweile sinnvolle Anwendungen heraus.

Mitteilungen

Sanftes Vibrieren am Handgelenk, eine neue Mail, eine Whatsapp-Nachricht, eine SMS - manche mögen's, manche nicht: Sich alle möglichen Mitteilungen auf einer Smartwatch anzeigen lassen, trägt jedenfalls nicht dazu bei, sich auf eine Tätigkeit zu konzentrieren. Zum Glück lässt sich meist differenziert einstellen, was angezeigt wird und auch, wann mal Ruhe herrschen soll.

Sportdaten

Man sieht sie immer öfter: Sportler, die einen Brustgurt tragen, mit dem eine ganze Menge an Daten erfasst werden kann. Auch bei Hobbysportlern gehört es mittlerweile schon fast dazu, alle möglichen Daten zu tracken. Den Herzschlag können die meisten smarten Uhren einigermaßen präzise erfassen, wenngleich Brustgurte meist zuverlässigere Ergebnisse liefern. Einige Hersteller versuchen sich auch darin, Dinge wie Schlafqualität, Kalorienverbrauch, Sauerstoffsättigung des Blutes und einiges mehr zu erfassen und zu protokollieren. Man darf sich allerdings nicht täuschen lassen: Zwar werden auf den Displays und in den Begleit-Apps für Smartphones oder Computer scheinbar exakte Werte angezeigt, doch eigentlich sind es zum Beispiel bei der Kalorienmessung nur grobe Schätzungen. Es fehlen den Geräten schlicht grundsätzliche Informationen etwa über den Grundumsatz an Kalorien der Smartwatch-Träger. Muss man die kleinen Geräte deswegen verteufeln? Man kann es auch so sehen: Wenn sie helfen, Menschen, die sich zu wenig bewegen, ein wenig öfter zum Sporteln oder zum Spazierengehen zu bringen, haben sie schon einen Zweck erfüllt, ein paar Kalorien oder Schritte hin oder her.

Gesundheitsdaten

Punkte gibt's jetzt nicht nur im Supermarkt, sondern auch von der Versicherung. Wer seine Smartwatch mit der Vitality App des Versicherers Generali verbindet, bekommt Punkte dafür, Bewegungsziele zu erreichen. Bei Herstellern gibt es für die Mitglieder auch bis zu 40 Prozent Rabatt zum Beispiel auf Smartwatches. Natürlich gilt auch hier die Einschränkung, dass die Daten oft nur als Tendenz zu sehen sind, nicht als exakte Werte, aber das erfüllt den Zweck, den die Versicherung verfolgt: Mitglieder, die sich fit halten, werden seltener krank. Ob man das will, dass der Versicherer alle diese Daten mitlesen kann, muss jeder für sich entscheiden.

Die großen Hersteller

Apples Computer-Uhr dominiert den Markt für Smartwatches, glaubt man den Zahlen der Marktforscher von Counterpoint. Mehr als die Hälfte des weltweiten Umsatzes in dieser Kategorie entfiel im ersten Halbjahr 2020 auf die Kalifornier. Dabei lässt sich die Apple Watch nur nutzen, wenn man auch ein Apple iPhone hat. Apples Uhr ist eine Mischung aus Sporttracker, Multifunktions- und Gesundheitsgerät. Vor allem die Gesundheitsfunktionen wurden zuletzt stark ausgebaut, die Apple Watch kann zum Beispiel auch ein einfaches EKG aufzeichnen. Mit großem Abstand folgt der Hersteller Garmin, dessen Produkte sich vor allem an Sportler wenden, die es ernst meinen. Danach folgen Firmen wie Huawei und Samsung. Deren Produkte arbeiten sowohl mit Android-Smartphones als auch mit solchen von Apple zusammen.

Nutzen und Risiken

Wer eine Smartwatch nutzt, kommt meist nicht darum herum, seine Daten mit dem Hersteller zu teilen, das macht es für manche zum No-Go. Sinnvoll eingesetzt, können die kleinen Tracker aber zu einem gesünderen Lebensstil beitragen - wenn man ihren Anregungen auch folgt. Ein Problem haben sie alle: Sie müssen öfters aufgeladen werden, manche halten bei moderater Nutzung wochenlang durch, andere wieder müssen nahezu jeden Tag an die Steckdose.

© SZ vom 26.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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