Smartphones:Thomson probiert es nochmal

Die Älteren kennen die Marke noch gut, von TV- und Haushaltsgeräten. Nun kommt Thomson mit günstigen Smartphones auf den Markt. Bei Laptops hat das im Vorjahr funktioniert - überraschend gut sogar.

Von Helmut Martin-Jung, Barcelona

Einen Versuch war's ja wert: Smartphones für Jugendliche, günstig und poppig gestylt. Doch die anvisierte Zielgruppe biss nicht an, als Bruno Estèves vor vier Jahren versuchte, Smartphones der Marke Thomson auf den Markt zu bringen. "Das war eben die Marke der Eltern", sagt Estèves. Na klar: Thomson, das war einmal eine überaus verbreitete Marke. Fernseher, Kühlschränke und anderes - nicht nur im Heimatland Frankreich, auch in ganz Europa war Thomson bekannt.

Vor kurzem war Estèves auf dem Mobile World Congress in Barcelona, dem größten und wichtigsten Treffen der Mobilfunkbranche weltweit. Er und seine Mitstreiter wagen gerade einen neuen Versuch - wieder mit Smartphones. Ganz schön mutig in einer Zeit, da der Markt nun zum ersten Mal schrumpft. Im letzten Quartal 2017 ging der Umsatz mit Smartphones zurück. Außerdem schielen auch Konkurrenten aus China begehrlich auf den lukrativen europäischen Markt. Und nicht zuletzt ist schon eine andere alte Marke, Nokia, auf diesem Pfad unterwegs.

Die neuen Laptops der Marke sind ein Renner

Aber es gibt etwas, das Estève den Mut verleiht, den er für sein Unterfangen braucht. Unter der Marke Thomson hat er im vergangenen Jahr eine Reihe von günstigen Windows-Laptops herausgebracht, eigentlich auch mitten hinein in einen schrumpfenden Markt. Doch es passierte etwas, das viele nicht erwartet hätten: Binnen weniger Monate erreichten die in bunten Farben lieferbaren, hübsch designten, flachen und leichten Geräte in Frankreich 40 Prozent Marktanteil in ihrer Kategorie (Laptops um die 300 Euro). Dieses Jahr werde man wohl auf zehn bis 15 Prozent aller Laptops kommen, schätzt Estève. Auch in Spanien wurde der billige Computer binnen Wochen zum Verkaufsschlager.

Ähnliches, hofft man bei Thomson nun, müsse man doch auch mit Smartphones schaffen können. In Kooperation mit dem Großhändler Audim wurden zunächst zwei Einsteigergeräte entwickelt, das TH 101 und das TH 201 (99 und 129 Euro). Sie sollen trotz ihres niedrigen Preises "alles bieten, was man wirklich braucht", wie Estève sagt. Das Betriebssystem ist Android (Version sieben), ein Fingerabdrucksensor (hinten) ist an Bord. "Das sind Geräte, die man auch mal seinem Neffen schenken kann", sagt Estève. Gegen die großen Hersteller wie Apple oder Samsung mit ihren teuren Flaggschiffen wolle man bewusst nicht antreten. Er rechnet aber damit, dass die alte Marke, der man vertraut, noch genügend Strahlkraft entfaltet.

Im Mai will Thomson dann auch in die Mittelklasse vorstoßen, das TH 701 (199 Euro) kommt mit Achtkern-Prozessor und großem 5,9-Zoll-Bildschirm im 18:9-Format. Eine Besonderheit des sehr modern designten Gerätes ist die eingebaute Vorrichtung zum induktiven Laden. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten legt Thomson das dafür nötige Ladepad gleich mit in den Karton. In Planung sind außerdem kostenlose Apps wie etwa eine Kindersicherung. Die soll es möglich machen, das Handy Kindern in die Hand zu geben, ohne dass die auf alle Apps Zugriff haben.

Im Fachhandel werde der Vorstoß unter der Marke Thomson positiv beurteilt, sagt Estève. Die Händler hätten gesehen, dass die PCs von Thomson sich gut verkaufen. Daher hätten sie es nun mit ihren Handys leichter: "Das werden die sicher ausprobieren", ist er sich sicher. Mit den Thomson-Handys steuert er zunächst drei Märkte an: Frankreich, Spanien und auch Deutschland.

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