Smartphones:Bye bye Blackberry

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Nicht mehr cool: Tasten-Smartphone von Blackberry. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Wer einen Blackberry besaß, war wichtig - bis Apple und Samsung kamen. Das Smartphone mit den kleinen Tasten wird nun eingestellt.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Blackberry war das Gerät für die Geschäftigen, das Modell 5810 das Statussymbol der Mein-Haus-mein-Auto-mein-Boot-Generation. Wer einen Blackberry besaß, war wichtig: Barack Obama, David Cameron, Kim Kardashian. Das Gerät wurde Teil der Popkultur. Ein Blackberry war das Gerät, das jeder brauchte. Nur: Es geht im Leben selten ums Brauchen, meist geht es ums Habenwollen.

Der Wert des Unternehmens Research in Motion (RIM), das 1984 von den Ingenieuren Mike Lazaridis, Mike Barnstijn und Douglas Fregin im kanadischen Waterloo gegründet worden war, erreichte im August 2007 einen Höhepunkt. Aktien des Unternehmens wurden für 236 Dollar gehandelt. Da hatten die Manager aber schon den fatalen Fehler gemacht, das iPhone von Apple nicht für einen ernsthaften Konkurrenten zu halten. Sieben Monate vorher hatte Steve Jobs es vorgestellt. Es sollte die Mobilbranche komplett verändern.

Bei RIM dachte man: Sollte Apple doch den Massenmarkt bedienen, wie es vorher Siemens und Nokia getan hatten, Blackberry würde weiterhin Geschäftsleute, Politiker und Promis beliefern. Der damalige Chef Jim Balsillie sagte den unvergessenen Satz: "Ich glaube, dass es übertrieben wäre zu sagen, dass es für Blackberry eine Wende der Gezeiten darstellt." Unterstützt wurde er vom damaligen Microsoft-Chef Steve Ballmer. Der sagte über das iPhone: "Das ist nichts für Geschäftsleute, weil es keine Tastatur hat." Beide sollten zunächst Recht behalten, die Zahl der Blackberry-Nutzer stieg bis zum Jahr 2013 auf weltweit knapp 80 Millionen.

Doch bald wollten die meisten Menschen lieber die Modelle von Apple oder Samsung haben, weil die zeitgemäßer wirkten. Kaum jemand brauchte noch einen Blackberry. Das Business-Blackberry war nun ein Relikt des Spätkapitalismus. Es kann für ein Produkt, das derart von der Zuneigung der Nutzer abhängig ist - es trug wegen seiner süchtigmachenden Eigenschaften auch den Spitznamen "Crackberry" -, kein schlimmeres Urteil geben als jenes, nicht mehr cool zu sein. Die Zahl der Nutzer sank drastisch, RIM beschloss, selbst keine Geräte mehr zu bauen, vergab dafür eine Lizenz an den chinesischen Konzern TCL Communication.

Der verkündete nun, er werde die Ende August auslaufende Lizenz nicht verlängern und die Produktion einstellen. Blackberry, mittlerweile ein Software-Unternehmen mit durchaus interessanten Produkten für Cybersicherheit und autonomes Fahren, teilte die Nachricht unsentimental bei Twitter. Das Unternehmen, das einst mit mehr als 83 Milliarden Dollar bewertet wurde, ist derzeit weniger als drei Milliarden Dollar wert.

Und im Internet passiert nun das, was immer passiert, wenn ein einst beliebtes Produkt eingestellt wird: Die Leute erzählen wehmütig, wie Blackberry-Modelle Teile ihres Lebens waren, wie sehr sie das 7230 vermissen oder das Curve, das Pearl Flip oder das Bold Touch. Nostalgie wäre ein triftiger Grund, ein Produkt noch einmal aufzulegen. Wer jedoch die Einträge liest, der bemerkt: Die Leute erzählen gar nicht so viel über die Geräte, sie erzählen vor allem über sich selbst. Und ein Produkt kann nicht uncooler werden als durch solche Geschichten.

© SZ vom 05.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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