Standortdaten:Das sind die Sicherheitstipps der NSA für Handynutzer

Lesezeit: 2 Min.

Smartphones senden ständig Daten - wenn man nichts dagegen tut. (Symbolbild) (Foto: Danny Lawson/dpa)

Jedes Smartphone ist ein potenzieller Peilsender. Wie lässt sich das Risiko verringern? Der US-Geheimdienst gibt Ratschläge, die nicht nur Spionen helfen.

Von Simon Hurtz, Berlin

Infiltrieren, spionieren, überwachen: Das ist das Geschäft der National Security Agency (NSA). Dank Edward Snowden weiß die Welt, dass der NSA wenig verborgen bleibt, was auf der Welt passiert. Ausgerechnet der US-Geheimdienst, der mit Vorliebe fremde Smartphones aufspürt, hat nun eine Handreichung veröffentlicht, wie sich Smartphone-Besitzer davor schützen können, dass ihr Gerät zum Peilsender wird.

Die Ratschläge richten sich in erster Linie an Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums. Doch auch normale Nutzer können etwas lernen. Man würde ja auch interessiert zuhören, wenn ein professioneller Einbrecher Tipps gibt, wie sich Wohnungstüren sichern lassen. "Standortdaten können extrem wertvoll sein und müssen geschützt werden", schreibt die NSA. Geschützt werden nicht nur vor fremden Geheimdiensten, sondern auch vor Apps und Unternehmen, die solche Informationen in Massen abgreifen, auswerten und weiterverkaufen.

Viele Menschen glauben, dass ihr Aufenthaltsort verborgen bleibt, wenn sie in den Einstellungen ihres Handys die Option "Ortungsdienste" deaktivieren ( iOS) oder den Schalter bei "Standort verwenden" umlegen ( Android). Das ist falsch: Damit zieht man lediglich eine Trennlinie zwischen Betriebssystem und Apps. Installierte Programme können dann nicht mehr auf GPS oder andere Sensoren zugreifen und so den Standort ermitteln. Das hindere das Betriebssystem selbst aber nicht daran, "Standortdaten zu verwenden oder an den Netzwerkbetreiber weiterzugeben", warnt die NSA. Dies sei "vielleicht der wichtigste Punkt, den man verinnerlichen sollte".

Betriebssysteme kennen den Standort auch ohne Ortungsdienste

Es gibt vier Möglichkeiten, den Standort zu ermitteln: per GPS, Handynetz, Wlan oder Bluetooth. Selbst wer sein Smartphone in den Flugmodus versetzt und alle Funkverbindungen deaktiviert, muss vorsichtig sein: Fotos, die man in dieser Zeit aufnimmt, können Metadaten enthalten, die Rückschlüsse zulassen, wo das Bild entstanden ist. "Nutzer mit 'Standortsorgen' sollten deshalb extrem vorsichtig sein, wenn sie Informationen in sozialen Medien teilen", rät die NSA. Auch ohne Metadaten könnten Fotos verraten, wo man sich aufhält.

Ein Selfie vor dem Eiffelturm enthüllt, dass man in Paris ist - für diese Erkenntnis braucht es wohl keine NSA. Nützlicher sind die konkreten Tipps, die der Geheimdienst gibt. Apps sollten grundsätzlich so wenig Berechtigungen wie möglich erhalten. Auch Programmen wie Navigationsdiensten, die zwingend Zugriff auf den Standort benötigen, um zu funktionieren, sollte man keine fortlaufende Erlaubnis erteilen, sondern die Berechtigung auf die Zeit beschränken, in der die App geöffnet ist. iOS-Nutzer finden die Option in den Systemeinstellungen unter "Datenschutz" > "Ortungsdienste". Neuere Android-Versionen bieten diese Möglichkeit unter dem Menüpunkt "Standort". Dort lassen sich auch einmal erteilte Berechtigungen nachträglich wieder zurücknehmen.

Wer die Einstellungen des Smartphones geöffnet hat, sollte dort noch andere Änderungen vornehmen. "Deaktivieren Sie die Werbeberechtigungen soweit wie irgend möglich", rät der Geheimdienst. Man solle personalisierte Werbung deaktivieren und seine Werbe-ID regelmäßig zurücksetzen - mindestens einmal pro Woche. Apple und Google bieten diese Optionen unter "Datenschutz" > "Werbung" an. Je nach Android-Hersteller können die Bezeichnungen variieren. Oft ist es am einfachsten, in den Einstellungen nach "Werbung" zu suchen.

Einige andere Empfehlungen der NSA sind für die meisten Nutzer wohl etwas übertrieben. Die Möglichkeit, verlorene oder gestohlene Gerät bei Bedarf zu orten, ist hilfreich. Natürlich muss dafür auf den Standort zugegriffen werden, doch für viele Menschen dürfte der Nutzen das Risiko übersteigen - es sei denn natürlich, man ist gerade auf geheimer Mission.

Vollständige Anonymität ist ohnehin unmöglich. "Ein mobiles Gerät zu nutzen - schon das Anschalten - überträgt Standortdaten", schreibt die NSA. Das sagt auch der frühere NSA-Hacker Patrick Wardle. "Man muss immer einen Mittelweg aus Komfort und Sicherheit finden. Aber wenn Sie ein Smartphone benutzen, sollten Sie davon ausgehen, dass Sie auch getrackt werden können." Zum Glück gibt es eine einfache Alternative: das Handy zu Hause lassen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusPrivatsphäre auf dem Smartphone
:Sieben Tipps für die digitale Selbstverteidigung

Schnüffelnde Apps und spionierende Tracker verwandeln Handys in digitale Wanzen. Doch Nutzer können sich wehren. Mit dieser Anleitung holen sie sich ihre Privatsphäre zurück.

Von Simon Hurtz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: