Smart Meter:Intelligente Stromzähler sind sinnvoll, aber...

Smart Meter: Kleines Gerät, großes Versprechen: Smart Meter sollen künftig dabei helfen, die Stromnetze intelligent zu steuern.

Kleines Gerät, großes Versprechen: Smart Meter sollen künftig dabei helfen, die Stromnetze intelligent zu steuern.

(Foto: Markus Scholz/dpa)

Da Strom aus Sonne und Wind nicht konstant fließt, muss eine schlauere Steuerung her. Smart Meter sollen auch Wärmepumpen oder die Ladebox fürs E-Auto regeln können. Aber es gibt noch einiges zu klären.

Von Helmut Martin-Jung

Der Strom kommt aus der Steckdose, klar. Aber wie kommt er dahin? Ein Strommix aus verschiedenen Quellen - fossilen und erneuerbaren - läuft über große Transportleitungen und kommt über regionale Verteilnetze schließlich beim Endkunden an. Manche dieser Endkunden produzieren aber auch selbst Strom, etwa mit Photovoltaikanlagen, betreiben Wärmepumpen und fahren E-Autos, die viel Strom brauchen. Es wird also immer komplizierter, den Strom zu liefern, wann und wo er gebraucht wird.

Ein Beitrag zur Lösung dieses Problems sollen Smart Meter sein. Weshalb die Regierung nun die Einführung dieser neuen schlauen Stromzähler beschleunigen will. Die kleinen Kästchen am Zählerkasten ersetzen nicht bloß die alten Zähler mit ihren rotierenden Scheiben und mechanischen Anzeigen durch digitale Displays. Für bestimmte Verbraucher werden sie auch ausgerüstet sein mit einem weiteren kleinen Gerät, das eine Verbindung ins Internet herstellt. Damit wissen sowohl der Kunde als auch auch der Netzbetreiber, wieviel Strom an diesem Zähler gerade geliefert oder verbraucht wird.

Smart, aber vorerst ohne Mehrwert für den Kunden

Für die Kunden bringen die Smart Meter aber zunächst keinen großen Mehrwert. Das ändert sich erst dann, wenn die Kunden Zugriff von 2026 an auf variable Stromtarife haben. Dann können sie zum Beispiel ihr E-Auto dann aufladen, wenn der Strom weniger, manchmal (bei Überkapazitäten im Netz) sogar nichts kostet. Auch Geräte wie Wasch- oder Spülmaschine könnten von variablen Tarifen profitieren.

Voraussetzung ist allerdings ein weiteres Gerät am Zählerkasten, eine sogenannte Steuerbox, die in der Lage ist, die Ladestation in der Garage oder die Waschmaschine im Keller zu regeln. Oder aber ein Smart Home, wie es zum Beispiel die österreichische Firma Loxone anbietet. "Wirklich intelligent wäre es doch, beispielsweise E-Herd und Waschmaschine nicht gleichzeitig einzuschalten, sondern die Verbraucher intelligent einzusetzen", sagt Firmenchef Rüdiger Keinberger. In Oberösterreich, wo das Unternehmen seinen Sitz hat, haben bereits alle Haushalte ein Smart Meter. Loxone braucht auf die Daten aus dem schlauen Zähler nur Lesezugriff, um die Geräte des Hauses dann entsprechend steuern zu können.

In Deutschland ist man von einem solchen Ausbauzustand noch weit entfernt. Haushalte, die weniger als 6000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbrauchen, bekommen gar kein Smart Meter, sondern eine sogenannte moderne Messeinrichtung, die nur das kann, was die alten Zähler auch konnten. Den Verbrauch muss man also nach wie vor manuell ablesen und melden. Nur wer mehr als 6000 Kilowattstunden verbraucht oder aber eine Photovoltaikanlage betreibt, eine Wärmepumpe hat oder eine Wallbox zum Laden des Elektroautos, bekommt irgendwann einen der Zähler mit Internetanbindung.

Das Strom-Trio

Zuständig dafür ist der Messstellenbetreiber. Er ist eine von drei Parteien, die bei der Stromlieferung mitwirken. Der zweite ist der Netzbetreiber. Dieser ist zuständig für die physischen Leitungen, die den Strom ins Haus bringen. Der Dritte im Bunde ist der Stromanbieter. An ihn bezahlt man die Stromrechnung. Diese enthält in aller Regel auch das Entgelt für das Stromnetz, Anbieter und Netzbetreiber rechnen das miteinander ab. Messstellenbetreiber und Stromanbieter kann man wechseln, nicht aber den Netzbetreiber.

Die Netzbetreiber sind auch die einzigen, die den Überblick über ihr Netz haben und somit die Strommenge in ihren Netzen gezielt steuern können. Genau hier könnte ein Problem auf die Stabilität der Stromversorgung zukommen. Der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE), der die Standards unter anderem für die Stromversorgung festlegt, warnt vor Problemen im Stromnetz, wenn die Regierung an ihrem Plan festhält, den Messstellentreibern Einfluss auf die Steuerung der regionalen Stromnetze, die sogenannten Verteilnetze, zu geben.

Den Überblick behalten

"Das wäre, als ob man auf einer Autobahn verschiedenen Institutionen erlauben würde, Geschwindigkeitsbegrenzungen festzulegen", sagt Frank Borchardt, Experte für Metering und Digitalisierung beim VDE. Das Problem: Die verschiedenen Messstellenbetreiber wüssten nichts voneinander. So könne es passieren, dass der eine mehr Strom in die Leitung bringen will, der andere aber das Gegenteil tut. Oder dass insgesamt zu wenig Leistung zur Verfügung steht. "Die einzigen, die den Überblick über das gesamte Verteilnetz haben, sind die Netzbetreiber", sagt Borchardt.

Würden die Messstellenbetreiber da mitmischen, könnten die Netzbetreiber oft nur noch in letzter Sekunde handeln, um zum Beispiel Stromausfälle zu verhindern. "Besser wäre es, präventiv einzugreifen." Das, so der VDE-Experte, würde auch den Neubau von Stromleitungen ersparen, weil die bestehenden intelligenter genutzt werden könnten. Das ist nötig, weil es künftig mehr Wärmepumpen und E-Autos geben wird - also große Stromverbraucher. Bis die schlauen Stromzähler samt Steuerung von Haushaltsgeräten flächendeckend im Einsatz sind, wird es aber ohnehin noch dauern. Erst im Jahr 2030 soll er abgeschlossen sein.

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