Softwarefehler:Schule kann smarte Leuchten nicht mehr ausschalten

Softwarefehler: Eine beleuchtete High-School: In einer Schule in Minnechaug im US-Bundesstaat Massachusetts gehen die Lichter nicht mehr aus. (Symbolbild)

Eine beleuchtete High-School: In einer Schule in Minnechaug im US-Bundesstaat Massachusetts gehen die Lichter nicht mehr aus. (Symbolbild)

(Foto: Alamy Stock Photos / benwehrman.com/mauritius images)

An einer US-Schule brennt seit eineinhalb Jahren das Licht. Das smarte System sollte Energie sparen. Jetzt ist es dumm - und kostet viel Geld.

Von Simon Hurtz

An der Minnechaug Highschool brennt das Licht. Seit eineinhalb Jahren strahlen Tag und Nacht rund 7000 Lampen um die Wette. Auch am Wochenende ist das prunkvolle Backsteingebäude im US-Bundesstaat Massachusetts weithin sichtbar. Energiekrise? Steigende Strompreise? Minnechaug leuchtet.

Ein "grünes Beleuchtungssystem" wollte die Schule 2012 installieren. Die Software sollte das Licht je nach Bedarf dimmen oder ausschalten. Das spare Energie und damit Geld, hieß es. Es kam anders. Im August 2021 ging ein Software-Update für die Lichtanlage schief. Seitdem ist das smarte System dumm. Die Lampen bleiben in der Standardeinstellung: maximale Helligkeit.

Das führt zu absurden Situationen. Wenn ein Lehrer einen Film zeigen möchte, schraube er die Glühbirne raus, beschrieb es die Schülerzeitung der High-School. Der Artikel erschien vor mehr als einem Jahr, und schon damals konnte niemand mehr darüber lachen. "Es ist Energieverschwendung, und wir fühlen uns hilflos", zitierte die Autorin einen zuständigen Beamten.

Tausende Dollar pro Monat

Die Dauerbeleuchtung ist nicht nur umweltschädlich, sondern auch teuer. "Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass dies den Steuerzahler eine Menge Geld kostet", sagte der Finanzchef des regionalen Schulbezirks dem US-Sender NBC. Immerhin habe Minnechaug stromsparende Leuchtmittel verbaut. Mit gewöhnlichen Glühbirnen lägen die Kosten wohl bei Zehntausenden Dollar pro Monat, dank der LED-Lampen fällt eine Null weg.

Den Stadtrat des Bezirks besänftigt das nicht. Das erleuchtete Schulgebäude vermittle "das Bild von Verschwendung in einer Zeit, in der viele Familien mit ihren eigenen Energiekosten zu kämpfen haben", schrieben die Abgeordneten in einem Brief an die Schulbehörde. Etliche Bürgerinnen und Bürger hätten sich beschwert. Im Vergleich zu anderen Ausgaben des Bezirks sei es zwar kein besonders teures und dringliches Problem. "Aber es ist eben, leider, ein sichtbares."

Deshalb versucht Minnechaug mit zunehmender Verzweiflung, den Leuchtturm wider Willen auszuschalten - und stößt dabei auf Hürden, die Menschen eine Warnung sein sollten, die von einem rundum smarten Zuhause träumen. Die Firma, die das Beleuchtungssystem einst verbaute, hat in der Zwischenzeit mehrfach den Eigentümer gewechselt. Es dauerte Wochen, um überhaupt jemanden zu finden, der sich noch mit der Technik auskannte. Nach Monaten kam ein Angebot: 1,2 Millionen Dollar, um eine neue Lichtanlage zu verbauen. Minnechaug lehnte dankend ab.

Softwarefehler: Die Minnechaug Regional High School im US-Bundesstaat Massachusetts

Die Minnechaug Regional High School im US-Bundesstaat Massachusetts

(Foto: John Phelan / CC BY-SA 4.0)

Nach mehreren gescheiterten Reparaturversuchen entschied man sich, einen Teil des Systems auszutauschen. Im November 2021 wurden die Teile bestellt, im Februar 2022 sollten die Arbeiten beginnen. Doch die Pandemie beeinträchtigte die Produktion in China und unterbrach die Lieferketten. Aus März wurde Oktober, schließlich hieß es: während der Weihnachtsferien, versprochen.

Längst sind die Schülerinnen und Lehrer zurück, das Licht brennt weiter. Der Chef der zuständigen Firma peilt jetzt den Februar an, um Minnechaug wieder in Dunkelheit zu hüllen. Die beste Nachricht: Diesmal habe man an einen Ein- und Ausschalter gedacht, der auch dann funktioniert, wenn der Server spinnt.

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