Entwickler Luis Sánchez:"Die Bürger sind durchaus empfindlich"

Lesezeit: 2 min

Luis Sánchez, 38, ist Dozent am Institut für Telekommunikation der Universität von Kantabrien in Santander. Er ist beim Projekt "SmartSantander" für die Experimentalplattform verantwortlich. (Foto: Granger/REX)

Der Telekommunikations- Spezialist über die intelligente Stadt und die Pläne Santanders.

Interview von Thomas Urban

SZ: Welches sind die größten Probleme, auf die Sie bei Ihrem Projekt stoßen?

Luis Sánchez: Wir beschreiten mit unserer Plattform Neuland. Zum einen gibt es immer wieder plötzlich auftretende Probleme im Alltagsbetrieb, die wir nicht vorausgesehen haben; die müssen wir ganz schnell lösen, um den gesamten Betrieb nicht zu gefährden. Routine schleicht sich so nicht ein. Zum anderen haben wir die Vorgabe, dass sich unser System an ökologischen Kriterien orientiert. Manche Dinge, die auf den ersten Blick einfach aussehen, komplizieren sich dadurch. Aber natürlich sind wir alle davon überzeugt, dass hier Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit absolute Priorität haben müssen.

Welche Projekte sind als nächste geplant?

Wir arbeiten an Konzepten zur nachhaltigen Auswertung der Daten. Dazu gehören Überlegungen, wie sie wirtschaftlich genutzt werden können, also der Stadt Finanzmittel einbringen, wohlgemerkt unter strenger Beachtung der Gesetze zum Datenschutz, die in Spanien im Vergleich zu manchen anderen Ländern sehr streng sind.

Welche Grenzen gibt es für Smart Citys?

Es muss ständig im Auge behalten werden, dass die Einrichtung unserer Systeme für die Stadt unter dem Strich Ersparnisse bedeutet. Es wäre unsinnig, hier Investitionen für digitale Projekte durchzuführen, die teuer sind, aber nie die Chance haben, sich irgendwann zu amortisieren. Der wirtschaftliche Wert der Informationen, die durch die Daten gewonnen werden, muss also die Kosten für den Aufbau und die Unterhaltung der technologischen Einrichtungen eindeutig übersteigen.

Wir müssen die Einwohner der Stadt mitnehmen, damit es keinen Widerstand aus der Bevölkerung gegen die Investitionen gibt. Wir müssen sie ausführlich informieren, welche Vorteile für ihr persönliches Leben sich daraus ergeben. Sie müssen auch die Sicherheit bekommen, dass ihre persönlichen Daten geschützt bleiben, die Behörden also kein Bild vom individuellen Verhalten der Bürger erstellen können. Die Bürger unserer Stadt sind durchaus empfindlich in diesen Fragen. So konnte nicht durchgesetzt werden, dass die Stadtbusse mit Kameras für den Fahrgastraum ausgestattet werden, um Livebilder von deren Auslastung zu bekommen. In Madrid dagegen gab es keine Probleme, in öffentlichen Verkehrsmitteln Überwachungskameras zu montieren.

Und wir diskutieren in Santander über mögliche negative Folgen des Elektromagnetismus für die Gesundheit der Bürger. Allerdings hat das nur einen kleinen Personenkreis erreicht, die große Mehrheit scheint darin kein Problem zu sehen.

Welche Risiken sehen Sie bei der Digitalisierung des öffentlichen Raums?

Theoretisch besteht immer die Möglichkeit, dass Missbrauch mit den gewonnenen Daten betrieben wird. Aber dies sind Risiken, die jede Art digitaler Netzwerke betreffen, nicht nur das Konzept der Smart City. Es gilt also, auch hier strengste Sicherheitsmaßstäbe anzulegen.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: