Süddeutsche Zeitung

Sky Deutschland:Frisches Geld von Murdoch

Teures Abenteuer für Rupert Murdoch: Der hochdefizitäre Bezahlsender Sky Deutschland braucht schon wieder eine Finanzspritze. Es finden sich kaum neue Abonnenten.

Caspar Busse

Deutschland wird mehr und mehr zu einem ziemlich teuren Abenteuer für Rupert Murdoch. Der international tätige Medienunternehmer, der unter anderem das Wall Street Journal und die Times in London herausgibt, muss ein weiteres Mal frisches Kapital in den Bezahlsender Sky Deutschland (früher Premiere) stecken.

Wie das Unternehmen am Montag Abend mitteilte, sollen über verschieden Maßnahmen Sky Deutschland insgesamt rund 340 Millionen Euro zufließen. Murdoch und sein New Yorker Konzern News Corp sicherten diese Summe ab, hieß es.

Murdoch war vor über zwei Jahren bei dem damaligen Sender Premiere eingestiegen und stockte seine Beteiligung schrittweise auf. Dann wurde das Unternehmen in Sky umbenannt, vor allem, um die unrühmliche Vergangenheit hinter sich zu lassen. Premiere war einst von Leo Kirch gegründet worden, später dann von Medienmanager Georg Kofler vor der Insolvenz gerettet und an die Börse gebracht worden. Trotzdem hatte das Unternehmen aus Unterföhring bei München fast die gesamte Zeit nur Verluste produziert.

Und eine Ende der harten Jahre scheint nicht absehbar, der neue Unternehmenschef Brian Sullivan, der das Steuer eigentlich herumreissen soll, hat schwer zu kämpfen. Auch für dieses Jahr rechnet Sky nach Angaben vom Montag weiterhin mit einem negativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Und auch 2011 werde es entgegen den bisherigen Prognosen weiter Verluste im operativen Geschäft geben.

Das Problem: Die Zahl der neuen Abonnenten steigt nicht wie geplant, sondern stagniert nahezu. Sky hat von April bis Juni per saldo lediglich 6000 neue Abonnenten gewonnen und nun insgesamt 2,47 Millionen Kunden. Früheren Angaben zufolge sind aber mindestens 2,8 bis drei Millionen Kunden nötig, um überhaupt in die Gewinnzone zu kommen.

Das frische Geld soll nun durch die Ausgabe neuer Aktien in Kombination mit einer Wandelanleihe und einem möglichen Gesellschafterdarlehen in die Kassen kommen. Der Anteil von News Corp an Sky Deutschland könnte dadurch weiter auf bis zu 50 Prozent steigen, teilte News Corp mit. Das frische Geld will das Unternehmen in den Ausbau des hochauflösenden Fernsehangebots stecken. Gleichzeitig soll der Kundenservice verbessert werden.

Murdoch ist auch in Italien und in Großbritannien im Bezahlfernsehen aktiv und dort sehr erfolgreich. In Deutschland gilt der Markt wegen der starken Konkurrenz durch die privaten und öffentlich-rechtlichen Sender aber als sehr schwierig. Murdoch und seine Leute glauben aber unverdrossen an den Erfolg.

Für das zweite Quartal wies das Unternehmen einen leicht gestiegenen Umsatz von 236,1 Millionen Euro aus. Unter dem Strich betrug der Verlust knapp 82 Millionen Euro. "Wir sind auf dem richtigen Weg, ich bin jedoch mit der Geschwindigkeit unserer Entwicklung nicht zufrieden", sagte Senderchef Sullivan.

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Quelle:
SZ vom 03.08.2010/liv
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