Was das New Yorker Auktionshaus Sotheby’s gerade erlebt hat, ist historisch. Nach nicht einmal zwei Minuten Bietergefecht war der erwartete Verkaufswert von sechs Millionen Dollar erreicht. Millionen um Millionen im Minutentakt, ein Video von Sotheby’s zeigt die spannenden Szenen. Bei 25 Millionen Dollar meldet sich plötzlich eine Dame aus der letzten Reihe. Sie bietet nun im Auftrag ihres Klienten mit. Sie wird es letztlich sein, die die 40 Millionen Dollar bietet – und den Stegosaurus ersteigert.
So viel hat noch nie zuvor jemand für Dinoknochen bezahlt. Der neue Eigentümer, in dessen Auftrag die Dame bei Sotheby’s bot, heißt Ken Griffin. Er ist Gründer und Manager des Hedgefonds Citadel und die Nummer 42 auf der Liste der reichsten Menschen der Welt des US-Magazins Forbes. Geschätztes Vermögen des 55-Jährigen: 37,6 Milliarden Dollar. Den Stegosaurus konnte sich der passionierte Kunstsammler also locker leisten. Inklusive Gebühren hat er ganze 44,6 Millionen Dollar für das Fossil hingelegt. Zuletzt wurde 2020 der T-Rex namens Stan für 31,8 Millionen Dollar verkauft.
Apex, diesen Namen bekam Griffins Fossil, ist sehr gut erhalten. Zwischen 75 und 85 Prozent des Skeletts konnten Paläontologen ausgraben. „Wir fanden sogar Hautabdrücke, was super, super selten ist“, sagt Cassandra Hatton, die die Wissenschaftsabteilung bei Sotheby’s leitet. Entdeckt wurde Apex ausgerechnet in der Nähe der Kleinstadt Dinosaur im US-Bundesstaat Colorado.
Experten sehen die Versteigerung von wissenschaftlich wertvollen Fossilien kritisch. Die Preise sind zuletzt immens gestiegen, angetrieben durch superreiche private Mitbieter. Forschungseinrichtungen können da oft nicht mithalten, sodass manche Exemplare einfach nicht mehr für Wissenschaft und Gesellschaft zugänglich sind. „Diese Auktionen vertiefen die Kluft zwischen akademischer und kommerzieller Paläontologie“, sagt Paläontologe Cary Woodruff vom Frost-Wissenschaftsmuseum in Florida im lokalen Radio. Er sieht Replikate als eine Lösung an: Echte Stücke ins Museum, zum Verwechseln ähnliche Werke ins Wohnzimmer.
Im Fall des superreichen Dino-Fans Griffin wird das einmalige Skelett wohl Wissenschaft und Gesellschaft erhalten bleiben. Nachdem es nun seit fast zwei Jahren ausgegraben, restauriert und durch 3-D-Drucke ergänzt wurde, soll es seinen Platz in einem amerikanischen Museum finden. „Apex wurde in Amerika geboren und wird in Amerika bleiben“, sagt Griffin. Diesen Kurs verfolgte er auch bei der Ersteigerung einer US-Verfassung im Jahr 2021. Für eine der Erstkopien des Dokuments gab er 43,2 Millionen Dollar bei Sotheby’s aus – und hängte sie dann nicht übers Sofa, sondern leiht sie seither verschiedenen Museen aus. Er sehe sich als eine Art Beschützer des alten Papiers, sagte er der Zeitung Wall Street Journal. Das neue Objekt unter seinem Schutz ist allerdings nicht ganz so handlich, es ist knapp 3,5 Meter hoch und von Kopf bis Schwanzspitze mehr als acht Meter lang. Deutlich älter ist es auch: etwa 150 Millionen Jahre.