Skandale in der Finanzbranche:2012, das schreckliche Jahr der Banken

Angriff auf die Großbanken: 2012 dürfte in die Geschichte eingehen, als Jahr, in dem Ermittler ernst machten - wegen Zinsmanipulation, Geldwäsche oder zu geschwätzigen Analysten. Die Liste der Skandale ist lang. Zu einem guten Teil ist dafür die Deutsche Bank verantwortlich.

Von Pia Ratzesberger

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Skandale in der Finanzbranche:Deutsche Bank

Deutsche-Bank-Vorstandsvorsitzende bekraeftigen 'Kulturwandel'

Quelle: dapd

"Durch und durch versaut" nannte der amerikanische Senat die Geschäfte der Großbank HSBC. Das Geldhaus ist das nicht das einzige, das in den vergangenen 12 Monaten eine Strafe in Milliardenhöhe zahlen musste. 2012 dürfte in die Geschichte eingehen, als Jahr, in dem Ermittler ernst machten - wegen Zinsmanipulation, Geldwäsche und zu geschwätzigen Analysten. Die Liste der Skandale ist lang - dafür ist zu einem guten Teil die Deutsche Bank verantwortlich.

Die Deutsche Bank startet mit guten Vorsätzen ins neue Jahr: "Wir werden alles daran setzen, die Vergangenheit aufzuarbeiten", versprachen die Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain ihren Mitarbeitern. Das dürfte viel Zeit in Anspruch nehmen - 2012 erschütterte ein Skandal nach dem anderen das Finanzinstitut. Beamte des Bundeskriminalamtes, der Steuerfahndung und der Bundespolizei durchsuchten die Geschäftsräume; die Bank steht im Verdacht der schweren Steuerhinterziehung. Mitarbeiter sollen Kriminellen geholfen haben, den Fiskus beim Handel mit CO2-Verschmutzungszertifikaten um Hunderte Millionen Euro Umsatzsteuer zu betrügen. Auch gegen den Co-Vorsitzenden Fitschen wird ermittelt. Nach der Razzia beschwerte er sich telefonisch über das Vorgehen der Staatsanwaltschaft - bei niemand geringerem als dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU). Der Anruf Fitschens löste daraufhin einen Proteststurm in der Politik aus.

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Fortsetzung Kirch-Prozess

Quelle: dpa

Die Razzia im Zusammenhang mit den CO2-Emissionszertifikaten ließ gleich noch einen weiteren Betrugsverdacht gegen die Deutsche Bank aufkommen: Frühere Vorstände des Geldhauses sollen sich im Schadensersatz-Prozess gegen das Medienimperium von Leo Kirch abgesprochen haben, um die Justiz gezielt zu hintergehen. Vor zwei Wochen erst verurteilte das Oberlandesgericht München die Deutsche Bank zu Schadensersatz im Kirch-Prozess: Das Finanzinstitut muss die Erben des verstorbenen Medienmoguls nun auszahlen. Die Höhe der Zahlung steht bisher noch nicht fest, es könnte um mehr als eine Milliarde Euro gehen. Auch Ermittlungen aufgrund der Libor-Manipulationen laufen derzeit gegen das Geldhaus - das könnte die Deutsche Bank Milliarden kosten.

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Skandale in der Finanzbranche:Credit Suisse

Credit Suisse

Quelle: Bloomberg

Bei der Schweizer Bank Credit Suisse waren es zwar nicht die eigenen Büroräume, die die Fahnder durchkämmten, dafür aber mehrere Privathäuser deutscher Kunden. Mit Hilfe von Scheinversicherungen einer Tochterfirma aus Bermuda sollen diese laut Angaben des Handelsblattes den Fiskus betrogen haben - im Schnitt um 500.000 Euro. Einzelne sollen gar zwölf Millionen und mehr unterschlagen haben. Credit Suisse verteidigte sich mit der Aussage, dass die Versicherungsprodukte schon seit einiger Zeit nicht mehr in Deutschland angeboten würden. Zudem seien alle Kunden im Vorfeld darauf hingewiesen worden, dass die Steuerpflicht bei ihnen selbst liege.

Doch nicht nur die Kunden von Credit Suisse, auch die Bank selbst steht im Fokus der Staatsanwälte: In den USA reichte die New Yorker Staatsanwaltschaft Klage ein. In den Jahren 2006 und 2007 soll die Bank beim Verkauf von maroden Hypothekenpapieren irreführende Angaben gemacht und Investoren so mehr als elf Milliarden Dollar verloren haben.

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Skandale in der Finanzbranche:JP Morgan Chase

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Quelle: AFP

Jahrelang mussten sich New Yorker Behörden vorwerfen lassen, sie gingen zu lax mit faulen Deals um, die vor ihrer Nase an der Wall Street, stattfanden. 2012 taten sie alles, um diesen Ruf zu widerlegen. Auch gegen JP Morgan Chase geht die Staatsanwaltschaft vor. 22,5 Milliarden sollen Anleger laut Klageschrift durch Ramsch-Hypothekenkredite in den Jahren 2006 und 2007 verloren haben. Die Bank habe Investoren getäuscht und die risikoreichen Papiere als sicher verkauft. Auch die US-Sparkassenaufsicht NCUA verklagt die Bank wegen irreführender Angaben zu den Hypothekenpapieren; vier amerikanische Sparkassen soll JPMorgan so in die Pleite getrieben haben. Es geht um Geschäfte in Höhe von 3,6 Milliarden Dollar - die höchste Summe wegen der die Sparkassenaufsicht je geklagt hat. Sowohl die Klage von NCUA als auch die der Generalstaatsanwaltschaft richten sich gegen die Investmentbank Bear Stearns, die JP Morgan Chase 2008 auf Drängen der Regierung übernommen hatte.

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Skandale in der Finanzbranche:Citigroup

Facebook Daumen runter

Quelle: REUTERS

Für viele Anleger war der Börsengang von Facebook im Mai ein Flop, mangels erhoffter Kurssprünge des Hype-Papiers. Aus anderen Gründen wird er teuer für die US-Bank Citigroup. Bevor die ersten Aktien des sozialen Netzwerkes gehandelt wurden, plauderte ein Analyst der Bank geheime Details aus: Unternehmerische Risiken der Website  von Mark Zuckerberg und bankeigene Prognosen gab er an Journalisten weiter - sogar über die Videoplattform Youtube. Citigroup war eine der Konsortialbanken, die den Börsengang von Facebook betreuten, muss die Bank nun zahlen. Die Finanzaufsicht des US-Bundestaates Massachusetts hat sie wegen des Verstoßes gegen das Wertpapiergesetz zu zwei Millionen Dollar Strafe verdonnert. Der geschwätzige Analyst ist Citigroup zufolge bereits gefeuert.

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Skandale in der Finanzbranche:Morgan Stanley

Morgan Stanley akzeptiert Strafzahlung wegen Facebook-Boersengang

Quelle: dapd

Auch die US-Bank Morgan Stanley muss wegen des Facebook-Börsengangs zahlen, an dem sie doch eigentlich so gut verdient hat. Die Finanzaufsicht von Massachusetts hat die Bank zu einer mehr als doppelt so hohen Strafe verurteilt wie zuvor das Kreditinstitut Citigroup: Fünf Millionen Dollar muss Morgan Stanley zahlen. Die Bank hat nach Aussagen der Finanzaufsicht Facebook dabei geholfen, gezielt Analysten zu beeinflussen. Nur einigen von ihnen seien die niedrigen Umsatzzahlen des sozialen Netzwerkes vorgelegt worden - die Öffentlichkeit habe davon aber nichts erfahren.

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Skandale in der Finanzbranche:Barclays

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Quelle: AFP

Kaum eine Großbank, die nicht in den Skandal der Manipulation des Libor-Zinssatzes verwickelt ist: Mehr als ein Dutzend Finanzinstitute sollen beim weltweit wichtigsten Basiszinssatz über Jahre hinweg in Absprache miteinander getrickst haben. Unter anderem wird gegen die Citigroup, die Royal Bank of Scotland und JP Morgan ermittelt. Der Libor wird jeden Tag in London festgesetzt, nach den Konditionen, zu denen sich Banken gegenseitig Geld leihen. Er dient als Richtwert für viele Kredite an Unternehmen wie Privatpersonen, außerdem richtet sich der Billionenmarkt der Zinsderivate nach ihm. Bislang bestimmten die Angaben von 16 internationalen Kreditinstituten den Libor - doch viele von ihnen sollen von 2005 bis 2009 absichtlich falsche Berichte abgegeben haben, um die eigenen Gewinne in die Höhe zu treiben. Als erste Bank hatte die britische Barclays im Sommer dieses Jahres Fehlverhalten eingeräumt. 290 Millionen Pfund Strafe, etwa 345 Millionen Euro, musste die Bank an Finanzaufsichtsbehörden in den USA, Großbritannien und an das amerikanische Justizministerium zahlen. Verwaltungsratschef Marcus Agius und Bankchef Bob Diamond traten daraufhin zurück.

Anmerkung d. Red.: In einer früheren Version dieses Textes stand, dass im Libor-Skandal auch gegen Morgan Stanley ermittelt wird. Es handelte sich aber um eine Verwechslung mit JP Morgan. Der Fehler wurde korrigiert.

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Skandale in der Finanzbranche:UBS

UBS Libor Fine Soars as Traders Bribed Brokers to Fix Rate

Quelle: Bloomberg

In die Manipulation des Libor-Zinssatzes ist auch die Schweizer Großbank UBS verwickelt - und das kostet sie Milliarden. Das Geldhaus einigte sich mit den amerikanischen, schweizerischen und britischen Behörden auf einen Deal: UBS zahlt 1,4 Milliarden Franken, im Gegenzug werden die Ermittlungen gegen das Kreditinstitut eingestellt. Die Zahlung liegt etwa dreimal so hoch wie der Betrag, den Barclays wegen des Libor-Skandals abtreten musste. Die Vereinbarung zwischen UBS und Behörden beinhaltet zudem, dass die japanische Tochter der Bank sich in einem Anklagepunkt schuldig bekennt. Vor allem einzelne Mitarbeiter in Tokio sollen für einen Großteil der Manipulationen von 2006 bis 2009 verantwortlich sein.

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Skandale in der Finanzbranche:Standard Chartered

A woman walks past a Standard Chartered bank in London

Quelle: REUTERS

Europäischen Banken sind Geschäfte mit iranischen Instituten weitgehend verboten. Jede Überweisung in das Land muss seit Kurzem einer nationalen Prüfstelle gemeldet werden. Wer sich daran nicht hält, ist sein Geld schnell los. Erst im August warf die New Yorker Finanzaufsicht der britischen Bank Standard Chartered vorgeworfen, dass sie über mindestens zehn Jahre illegale Geschäfte mit iranischen Banken abgewickelt haben soll - die aufgrund des iranischen Atomprogrammes auch unter US-Sanktionen stehen. Nach intensiven Verhandlungen einigte sich die Bank mit der Finanzaufsicht auf einen Vergleich: Der kostete Standard Chartered im August 340 Millionen Dollar. Mittlerweile erwartet die Bank jedoch noch mal 330 Millionen Dollar draufzuzahlen, was eine Gesamtstrafe von etwa 670 Millionen Dollar bedeuten würde.

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Skandale in der Finanzbranche:HSBC

The Angel of Independence is seen near a HSBC building in Mexico City

Quelle: REUTERS

Nicht nur Standard Chartered, auch eine andere britische Bank soll zwielichtige Geschäfte abgeschlossen haben: Der amerikanische Senat bezeichnete die Unternehmenskultur der HSBC als "durch und durch versaut" und gab an, ihre Geschäfte kämen einer Öffnung des Finanzsystems für Terroristen und Drogendealer gleich. Der US-Senat wirft der Bank vor, für mexikanische Drogenkartelle Geld gewaschen zu haben (den Bericht finden Sie hier). In den Jahren 2007 und 2008 sollen so sieben Milliarden Dollar von Mexico aus in die USA geflossen sein. Außerdem soll das Kreditinstitut den Vorwürfen zufolge mit Banken in Saudi-Arabien und Bangladesch kooperiert haben - welche die Terrororganisation al-Qaida finanziell unterstützen sollen. Bis zur letzten Gerichtsinstanz ließen es die Anwälte der HSBC den Streit gar nicht erst kommen, sondern einigten sich vorher auf eine Rekordzahlung von 1,9 Milliarden Dollar.

© Süddeutsche.de/ratz/jab
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