Skandal bei der Ergo-Versicherung: Interne Ermittler entdecken weitere Sex-Reisen bei Ergo

Die Sex-Party in Budapest war kein Einzelfall im Ergo-Versicherungskonzern. Interne Berichte zeigen, dass Mitarbeiter mehrfach mit Lustreisen belohnt wurden. Auf Jamaika wurden Vertreter eine Woche im Swingerclub "Hedonism II" einquartiert. Ergo entgegnet, das sei mit der Budapest-Feier nicht vergleichbar.

Die Vorwürfe sind brisant: Ergo-Chef Torsten Oletzky hatte den Sex-Ausflug in die Gellert-Therme in Budapest immer als einzigartig dargestellt. "Bei dem Vorfall in Budapest handelt es sich um einen bedauerlichen Einzelfall", heißt es auf der Konzernwebsite. Doch das Handelsblatt zitiert aus internen Untersuchungsberichten, die ein anderes Bild zeichnen.

4th Night of Baths in Budapest

Die vierte Nacht der Bäder im berühmten Gellert-Bad in Budapest. Hier fand auch die Sex-Party der Vertriebsmitarbeiter der Hamburg Mannheimer statt - und diese Lustreise soll laut Handelsblatt kein Einzelfall gewesen sein.

(Foto: dpa)

Vor und nach der Affäre fanden Sex-Reisen auf Konzernkosten statt, sagen die internen Ermittler. Ergo bestätigte den Artikel des Handelsblatts. Ein Sprecher des Unternehmens sagte allerdings, die nun bekannt gewordenen Reisen nach Mallorca und in die Karibik seien nicht vergleichbar mit der berüchtigten Party in der ungarischen Hauptstadt Budapest.

Die Revisionsberichte zeigen dem Handelsblatt zufolge, dass Sex-Reisen in dem Versicherungskonzern ein verbreitetes Belohnungsinstrument gewesen sind.

Auf Mallorca soll bereits 2005 eine Party für das Vergnügen der leistungsstärksten Versicherungsvertreter gesorgt haben, bei der im "Tresenbereich leicht bekleidete Mädels gestanden hätten", heißt es in einem Bericht.

Auf Jamaika haben Mitarbeiter der Frankfurter Geschäftsstelle nach Angaben des Handelsblatts 2009, 2010 und 2011 das Swinger-Club-Hotel "Hedonism II" - Spitzname "Hedo II" - besucht. Zwei der Ausflüge sollen jeweils eine Woche gedauert haben, die Kosten soll der Konzern getragen haben. Allein 2010 sollen Kosten in Höhe von 75.000 Euro entstanden sein. Die Woche dürfte abwechslungsreich gewesen sein, wenn man der Eigenwerbung von "Hedo II" glaubt. Dort heißt es über den Club: "Keine zwei Tage sind gleich."

Ein Ergo-Sprecher sagte, bei "dezentral organisierten Reisen" nach Jamaika habe Ergo keinen Einfluss auf die Wahl des Hotels. Unabhängige Vermittler hätten sie in Eigenregie organisiert. Dafür habe es Zuschüsse gegeben. Zur Mallorca-Reise sagte er: "Es gab seinerzeit Hinweise, dass nach dem Programm noch in ein Bordell eingeladen worden sein soll." Dies sei am Ende einer Untersuchung aber nicht eindeutig gewesen. "Wir konnten nicht aufklären, was dort passierte."

2011 wurde bekannt, dass die besten freien Handelsvertreter der Tochtergesellschaft Hamburg Mannheimer im Jahr 2007 auf Kosten des Konzerns eine Sex-Reise inklusive Prostituierten nach Budapest unternommen hatten.

Ergo betont bisher stets, dies sei ein Einzelfall gewesen. Laut Handelsblatt liegen die Revisionsberichte, die die weiteren Lustreisen dokumentieren, dem Konzern seit mehr als einem Jahr vor.

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