Sixt:Wenn in Palm Beach nichts mehr geht

Sixt Bilanz-Pk

Erich Sixt verkündete am Montag das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte, die Aktie verlor aber trotzdem.

(Foto: Sina Schuldt/dpa)

Der Autovermieter Sixt will sein Geschäft in den USA kräftig ausbauen, auch wenn er dort so seine Probleme mit dem Präsidenten hat. Nun hat er erst mal das beste Jahr der Firmengeschichte verkündet.

Von Dieter Sürig

Autovermieter Erich Sixt hat so seine Probleme mit US-Präsident Donald Trump: Zum einen landet der gerne am Flughafen West Palm Beach, wenn er mal wieder in Florida golfen geht. "Dann gibt es einen halben Tag keinen Umsatz", beklagt Sixt, der wegen eines Formfehlers im Vergabeantrag gerade den größten Schalter am Airport vom US-Marktführer Hertz bekommen hat. Außerdem böte sich Trump doch als schönes Anzeigenmotiv an - so wie weiland Kanzlerin Angela Merkel mit ihrer Frisur. "Aber wir trauen uns nicht", sagt der 74-Jährige Unternehmer. "Wenn Trump dann einen Tweet absetzt, ist Sixt erledigt."

Dabei schickt sich Sixt gerade an, die USA zum wichtigsten Umsatzbringer seines Unternehmens zu machen, wie er bei der Vorlage der vorläufigen Jahresbilanz betonte. Noch ist Deutschland der wichtigste Markt, hier ist Sixt die Nummer eins der Autovermieter mit selbst geschätzten 35 Prozent Marktanteil. Auch europaweit habe Sixt mit 16 Prozent mittlerweile Europcar als Marktführer überholt. Und in den USA sei das börsennotierte Familienunternehmen aus Pullach der viertgrößte Anbieter, hinter Hertz, Avis und Enterprise - wenn auch auf niedrigem Niveau: Auf dem 30-Milliarden-Markt machte Sixt zuletzt einen Umsatz von 400 Millionen Dollar. Sixt sieht dort also noch viel Potenzial.

Sixt fuhr erneut Rekordzahlen ein

Wichtigstes Werkzeug beim Wachstum dort soll die neue App "One" werden, die Sixt Ende Februar weltweit gestartet hat. Sie soll Autovermietung, Carsharing und Taxivermittlung kombinieren. So kann der Nutzer bereits an knapp 30 Standorten, vor allem in Deutschland, den Mietwagen per Handy öffnen, das soll demnächst sukzessive auch in den USA möglich werden. Sharing-Dienste bietet Sixt bisher in Berlin und Hamburg sowie Nürnberg an. Das Unternehmen erhofft sich dadurch, die Kundenkontakte deutlich steigern zu können. "Wir wollen Teil des täglichen Lebens unserer Kunden werden", sagt Vorstand Alexander Sixt.

Das Unternehmen baut dabei auf komfortable Zahlen auf, Sixt fuhr erneut Rekordzahlen ein: Der Konzernumsatz stieg um 12,6 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Steuern sogar um 86,1 Prozent auf nun 534,6 Millionen Euro, ohne den Drive-Now-Verkauf waren es 336,7 Millionen. Erich Sixt, der 58,3 Prozent der Aktien hält, wird dabei persönlich von dem Konzernüberschuss profitieren, der auf 438,9 Millionen Euro stieg: Er kündigte eine Dividende von 2,17 Euro je Vorzugsaktie an (2017: 1,97 Euro). Für 2019 erwartet er zudem eine "deutliche Steigerung des Konzernumsatzes" und ein stabiles Vorsteuerergebnis. Die wegen Investitionen gebremsten Gewinnerwartungen reichten den Anlegern aber nicht: Die Aktie verlor 2,1 Prozent auf 94,50 Euro.

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