Sixt stoppt die Armee-Werbung:"Zeige dem Feind seine Grenzen"

Der Autovermieter reagiert auf den Anschlag in Afghanistan: Eine provokante Werbung wird zurückgezogen.

Michael Kuntz

Diese Anzeige sollte lustig sein: Zwei Soldaten fahren in einem offenen Jeep mit umgeklappter Windschutzscheibe durch herum spritzenden Schlamm. Dazu der Text: "Erlebe, was Kameradschaft bedeutet, zeige dem Feind seine Grenzen und fahre noch günstiger Cabrio als bei Sixt."

Sixt stoppt die Armee-Werbung: Die Sixt-Werbung

Die Sixt-Werbung

Darüber kann seit dem Anschlag auf drei Soldaten der Bundeswehr am Samstag in Afghanistan keiner mehr lachen - auch bei Sixt nicht. Der Autovermieter stoppte umgehend seine Anzeigen. Die Stornierung kam zu spät für die Sonntagszeitungen von Welt und FAZ sowie den Spiegel - sie druckten bereits.

Schon häufiger hatte Deutschlands führende Autovermietung für Aufsehen gesorgt mit sogenannter Camouflage-Werbung, bei der nicht auf den ersten Blick zu sehen ist, von wem sie stammt.

Das erfährt der Betrachter der Jeep-Szene erst, wenn er die angegebene Web-Adresse www.gehzurarmee.de anklickt. Die führt zu der Seite im Reservierungssystem mit den Sixt-Angeboten für Jeeps und Cabrios - auf der allerdings gar keine Jeeps angeboten werden.

Das Sortiment ist zivil. Hier kann man sich ein Cabriolet wie den VW Eos beziehungsweise die Geländewagen BMW X3 oder Volvo XC90 bestellen.

In der Fachpresse für die Werbewirtschaft wird kolportiert, der Autovermieter und seine Agentur Jung von Matt/Elbe hätten mit ihrem misslungen Manöver eigentlich Bundesverteidigungsminister Franz Peter Jung humorvoll unter die Arme greifen wollen.

Der Dienstherr der Bundeswehr habe mehrfach sowohl den Mangel an Rekruten wie auch die unzureichende Ausrüstung der Truppe bemängelt. Das Arbeitsmotto für die Werbetexter sei gewesen: "Ein Minister klagt. Sixt hilft."

Provokante Werbung gehört bei der Sixt AG sozusagen zum gewinnbringenden Geschäftskonzept. So war der Armee-Werbung eine Serie von ebenfalls getarnten Anzeigen vorangegangen mit der Internet-Adresse www.gibsnisch.de.

Beim ersten Klick auf diese Seite kracht die dem Sixt-Auftritt nachgebaute Homepage in sich zusammen und es erscheint das Original: Das Reservierungssystem des Vermieters.

Nicht zuletzt Aktionen wie diese stabilisieren den Ruf des Unternehmers Erich Sixt aus Pullach bei München als wohl erfolgreichsten Sprücheklopfer der deutschen Wirtschaft.

Ach ja, neue Geschäftszahlen gibt es auch: Die Aktiengesellschaft von Erich Sixt hat mehr Gewinn eingefahren, obwohl der Umsatz zurück ging. Das Ergebnis vor Steuern legte im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent auf 36,5 Millionen Euro zu. Der Umsatz gab dagegen um 4,6 Prozent auf 362,5 Millionen Euro nach.

Der Grund war das schwächere Leasinggeschäft. Das Gesamtjahr soll wieder hervorragend werden: Vorstandschef Erich Sixt erwartet fünf bis zehn Wachstum beim Umsatz und beim Gewinn noch etwas mehr. Neues Geschäft sollen die Kooperation mit China Airlines, eben eröffnete Filialen in Weißrussland und gepanzerte Autos von BMW bringen.

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