Erich Sixt hat nach eigenem Bekunden schon einige Krisen erlebt: Besonders in Erinnerung ist ihm geblieben, dass er 1973 von einer Brücke aus auf eine leere Autobahn schauen musste. Vier Jahre, nachdem der heute 75-Jährige das Autovermietgeschäft von seinem Vater übernommen hatte, gab es wegen der Ölkrise ein Sonntagsfahrverbot. Die Einschätzung der Bundeskanzlerin will er nicht teilen, wonach das Coronavirus nun in Deutschland die größte Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs verursacht. "Die Bundeskanzlerin ist zu jung" - damals habe es nichts zu essen gegeben, das sei weitaus schlimmer als heute gewesen. Sein Fazit: Sixt habe Tschernobyl überlebt, 9/11 und auch die Finanzkrise 2008. "Sixt kam aus jeder Krise gestärkt heraus, wir haben noch nie Verluste erlitten", sagte er bei der Vorlage der vorläufigen Zahlen aus dem bisher "besten Jahr der Firmengeschichte".
Entsprechend optimistisch ist seine Prognose: "Wir erwarten 2020 ein deutlich positives Ergebnis", sagte er - allerdings "sehr stark unter dem Vorjahr". In den nächsten drei Monaten werde es nach jetzigem Stand noch einen "starken Rückgang" beim Umsatz geben, im zweiten Halbjahr aber eine "stetige Aufwärtsentwicklung, sodass wir uns zum Ende des vierten Quartals dem Normalzustand vor Corona annähern". Für 2021 rechnet er schon wieder mit einem "deutlich wachsenden Konzernumsatz" und einer leichten Ergebniszunahme, verglichen mit 2019.
Um dies zu erreichen, muss aber auch Sixt sparen, von 100 Millionen Euro ist die Rede. So will das Unternehmen für Mitarbeiter an den Flughäfen, aber auch in Callcentern und Verwaltung für zunächst drei Monate Kurzarbeit beantragen, die Flotte reduzieren und weitere Sachkosten senken. Strategievorstand Alexander Sixt versicherte aber, es werde keine "Massenentlassungen" geben. Sixt will zudem die Dividende aussetzen, auch höhere Preise sind möglich: "Es kann durchaus sein, dass durch die Verknappung der Flotte im zweiten Halbjahr der Marktpreis bei allen Marktteilnehmern steigen wird", heißt es.
Erich Sixt begründet seinen Grundoptimismus damit, dass er den größten Teil seines Umsatzes nicht an den Flughäfen, sondern in Stadtbüros tätige. "Dort läuft das Geschäft gerade wegen des Bedarfs an Alternativen zum öffentlichen Nahverkehr noch recht ordentlich, wenn auch mit Rückgang", sagte er. Für die nächsten Jahre sei er zuversichtlich, weil es einen "erheblichen Nachholbedarf für Reisen" gebe.
2019 hat Sixt seinen Konzernumsatz um knapp 13 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro gesteigert, das Ergebnis vor Steuern stieg bereinigt leicht auf 337,4 Millionen Euro. Der Verkauf der Beteiligung an der Sixt Leasing für 155,6 Millionen Euro an die Hyundai Capital Bank laufe nach Plan.