Süddeutsche Zeitung

Pilotprojekt:Sixt vermietet autonome Fahrzeuge

Der Autoverleiher will gemeinsam mit Intel-Tochter Mobileye 25 selbstfahrende Autos in München einsetzen und profitiert dabei von einem neuen Gesetz in Deutschland.

Von Dieter Sürig

Konstantin Sixt hat es mal mit einer zusammengedrückten Ketchup-Flasche verglichen, als es um die Frage ging, wann der Autovermieter denn autonome Fahrzeuge im Programm habe. Es komme langsam, aber niemand wisse genau, wann, hatte er im Mai der SZ gesagt. Mittlerweile führt er das Unternehmen mit seinem Bruder Alexander. Und nun kommt es anscheinend doch ein bisschen schneller als gedacht. Sixt will im kommenden Jahr gemeinsam mit der Intel-Tochter Mobileye einen Robotaxi-Dienst mit selbstfahrenden E-Fahrzeugen auf deutsche Straßen bringen, wie Intel-Chef Pat Gelsinger und Alexander Sixt auf der Automesse IAA ankündigten. Ein weiterer Pilotversuch von Mobileye sei in Tel Aviv geplant.

Nach Angaben von Sixt sollen in München zunächst 25 autonome Fahrzeuge unterwegs sein, die über Apps von Mobileye (Moovit) oder Sixt gebucht werden können. Eingesetzt werden siebensitzige SUV des chinesischen Herstellers Nio vom Typ ES8, der mit einem autonomen Fahrsystem und einem Akku mit 100 Kilowatt Leistung ausgestattet ist. Dies erlaubt eine Reichweite von bis zu 580 Kilometern. Alexander Sixt will mittelfristig Kunden in Deutschland und anderen europäischen Ländern "Mobilität auf Basis selbstfahrender Fahrzeuge ermöglichen".

Das automatische System soll den Fahrbetrieb übernehmen, in dem Auto werde aber zunächst ein Fahrer sitzen, der im Ausnahmefall eingreifen soll. Der Kunde braucht also keinen Führerschein. Das Fahrzeug ist mit Mobileye-Technik aufgerüstet: Lidar-Sensoren, welche ein 3D-Bild der Umgebung des Autos erzeugen, Kameras für eine Rundumsicht sowie Radar-Sensoren hinter den Stoßstangen.

Das Robotaxi soll das erste Fahrzeug sein, das ein neues Gesetz zum autonomen Fahren in Deutschland nutzt, das Ende Juli in Kraft getreten ist. Die Flotte, die Mobileye gehöre, werde nach der behördlichen Genehmigung vom Testbetrieb in den kommerziellen Realbetrieb übergehen, so Sixt. "Durch die rasche Weiterentwicklung des Rechtsrahmens für autonomes Fahren hat Deutschland seine globale Führungsrolle für die Zukunft der autonomen Mobilität demonstriert", sagte Intel-Chef Gelsinger. "Ohne dieses neue Gesetz wäre es uns nicht möglich, im nächsten Jahr den Robotaxi-Betrieb in München aufzunehmen." Mobileye-Chef Amnon Shashua sagte, dass sein Unternehmen selbstfahrende Fahrzeuge "in Städten auf der ganzen Welt Realität werden lassen" wolle.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5404773
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.