Halbleiterindustrie:Dann eben alleine

Halbleiterindustrie: Aus diesen glänzenden Waferscheiben werden Halbleiter gesägt - den Rohstoff liefern Unternehmen wie Siltronic.

Aus diesen glänzenden Waferscheiben werden Halbleiter gesägt - den Rohstoff liefern Unternehmen wie Siltronic.

(Foto: oh)

Die Übernahme des Halbleiterzulieferers Siltronic durch die Taiwaner ist spektakulär gescheitert. Jetzt müssen und wollen die Münchner alleine weiter machen.

Von Caspar Busse

Plötzlich ist alles wieder anders: Der Vorstand des Münchner Chipzulieferers Siltronic hatte die Übernahme durch den Konkurrenten aus Taiwan unterstützt. Jetzt aber, nach dem spektakulären Scheitern des Milliardengeschäfts, muss sich Siltronic neu sortieren. "Wir bedauern, dass die Übernahme durch Globalwafers aufgrund fehlender regulatorischer Freigaben nicht vollzogen werden konnte. Das lag nicht in unserer Hand", teilte am Mittwoch Siltronic-Chef Christoph von Plotho mit. Und er zeigte sich gleich optimistisch: "Wir sehen uns jetzt aber in einer guten Ausgangsposition auch als selbständiges Unternehmen weiter erfolgreich zu bleiben."

Ob das auch wirklich so sein wird, ist offen. Globalwafers aus Taiwan, die Nummer drei der Branche, wollte Siltronic (Nummer vier) übernehmen, um zum Branchenführer aus Japan aufzuschließen. Einen neuen Anlauf für eine Übernahme schlossen die Taiwaner nun erst mal aus. Ein zweites Angebot sei nicht geplant, sagte ein Sprecher von Globalwafers. Wenn, dann müsste wohl ohnehin ein deutlich höherer Preis gezahlt werden. Der 4,35 Milliarden Euro teure Verkauf an Globalwafers war an der kritischen Haltung der Bundesregierung gescheitert, die die Frist für eine Prüfung nach dem Außenwirtschaftsgesetz in der Nacht zu Dienstag verstreichen ließ. Der Plan zur Übernahme war bereits im Herbst 2020 angekündigt worden, seitdem zogen sich die Genehmigungsverfahren hin. Siltronic stellt sogenannte Silizium-Wafer her, aus denen dann die Chips gemacht werden. Das Münchner Unternehmen ist der größte Wafer-Produzent mit Sitz in Europa.

Die Zahlen für 2021 sind gut, das Unternehmen expandiert

Einen Tag nach der Absage gab Siltronic an diesem Mittwoch nun vorläufige Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 bekannt. Das Unternehmen profitierte vom Boom auf den Chipmärkten. 2021 ging der Umsatz um 16 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro deutlich nach oben. Das operative Ergebnis stieg sogar um 40 Prozent auf 466 Millionen Euro. Die operative Umsatzrendite lag bei 33 Prozent, ein durchaus hoher Wert. Erwartet hatte Siltronic zuletzt ein Umsatzplus von 15 Prozent und eine Marge von 32 Prozent. Der Wafer-Absatz sei deutlich gestiegen, die Preise leicht, hieß es. "Diese positiven Effekte wurden allerdings teilweise von Kostensteigerungen insbesondere im Bereich der Energie- und Frachtkosten aufgezehrt", teilte das Unternehmen mit. Die Wafer-Produktion ist sehr energieintensiv.

Derzeit gibt es weltweit Lieferengpässen bei Halbleitern, was zu deutlichen Produktionsausfällen, etwa in der Automobil-und Elektronikindustrie, führt. Siltronic arbeite angesichts der hohen Nachfrage unter Vollauslastung und rechnet auch mit weiter steigenden Preisen. Für 2022 ist der Vorstandschef vorsichtig optimistisch: Man erwarte ein weiterhin positives Marktumfeld. In Singapur wurde gerade mit dem Bau einer neuen Produktion begonnen. "Die neue Fabrik ermöglicht uns weiter zu wachsen und unsere Position als einer der Technologieführer zu festigen", sagte Vorstandschef Plotho. Die zusätzlichen Produktionskapazitäten seien bereits zu größten Teilen durch langfristige Lieferverträge mit Kunden abgesichert. Auch der Produktionsstandort im sächsischen Freiberg soll erweitert werden.

Wie es nun nach der geplatzten Übernahme weiter geht, ist unklar. Der ehemalige Mutterkonzern Wacker Chemie hält noch etwa 30 Prozent der Siltronic-Anteile, Globalwafers etwa 17 Prozent. Beide könnten ihre Aktien loswerden wollen. Wacker-Chemie-Chef Christian Hartel sieht dabei aber keinen Zeitdruck. Insgesamt ist das Unternehmen, das seit 2015 an der Börse gelistet ist, derzeit 3,6 Milliarden Euro wert.

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