USA:Bankaktien in Bedrängnis

Logo der Silicon Valley Bank

Probleme bei der Silicon Valley Bank haben zum Ausverkauf von Bankaktien geführt.

(Foto: DADO RUVIC/REUTERS)

Kunden der Silicon Valley Bank ziehen ihre Einlagen ab und drücken damit weltweit auf die Kurse der Geldhäuser. Nun fragen sich Analysten: Sind das Vorboten einer Krise?

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Vielleicht war es zu schön, um wahr zu sein: Zuletzt hatte es ja noch so ausgesehen, als sei die Zinswende fast ausschließlich von Vorteil für die Banken, vor allem die europäischen. Nach Jahren mickriger Gewinne erwirtschafteten viele Geldhäuser 2022 plötzlich wieder Rekordgewinne - oder zumindest die höchsten Profite seit mehr als zehn Jahren. Fast vergessen schienen Bedenken, wonach Krieg, Inflation und Energiekrise sogar eine neue Finanzkrise auslösen könnten. Nach Jahren der Flaute wollen die neun größten Banken der Eurozone nun sogar mehr als 30 Milliarden Euro über Dividenden und Aktienrückkäufe ausschütten.

Am Freitag aber wurden die Anleger jäh erinnert: Die Zinserhöhungen der Notenbanken gehen auch mit großen Risiken für den Finanzsektor einher. Der Weckruf kam von einem kalifornischen Geldhaus namens Silicon Valley Bank und führte an der Wall Street zum größten Ausverkauf von Bankaktien seit fast drei Jahren. Auch in Europa brachen die Kurse ein, jener der Deutschen Bank gab zeitweise fast zehn Prozent nach. Und nicht nur der Dax notierte im Minus, auch in Asien gerieten die Börsen zum Wochenschluss unter Druck. Zahlreiche Kryptowährungen gaben ebenfalls nach: Der Bitcoin fiel unter die Marke von 20 000 US-Dollar.

Auslöser war eine Art Bank-Run auf die Silicon Valley Bank. Das Finanzhaus ist auf Start-up-Kredite spezialisiert und musste hektisch neues Kapital am Markt einsammeln, um Abschreibungen auf US-Staatsanleihen und Hypothekenwertpapiere auszugleichen. Zuvor hatten viele ihrer Kunden — überwiegend mit Risikokapital finanzierte Start-ups — ihre Einlagen abgezogen, weil sie selbst kaum zusätzliches Kapital bekommen. Die Silicon Valley Bank musste daraufhin nahezu alle Wertpapiere verkaufen, allerdings mit Verlust, der Börsenkurs brach um enorme 60 Prozent ein. Kurz nach Börsenöffnung in den USA schloss die US-Aufsicht die Silicon Valley Bank am Freitag und übernahm die Kontrolle. Wenige Tage zuvor hatte ebenfalls in den USA die Kryptobank Silvergate ihr Geschäft eingestellt - auch wegen massiver Einlagenabflüsse.

Analysten fragen sich nun, ob es sich um einen Einzelfall handelt, oder ob die ganze Bankenbranche betroffen ist. "Die Bedeutung dieses Zusammenbruchs reicht weit über diese einzelne Bank hinaus", sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Vates Invest. "Er zeigt, dass es gerade bei den Banken, die Tech-Firmen mit billigem Geld gepusht haben, massive Probleme gibt." Und diese Probleme könnten der erste fallende Stein in einem Finanz-Domino sein.

Steigende Zinsen - höhere Risiken

Die Probleme betreffen tatsächlich nicht nur US-Banken. Auch in Deutschland mussten 2022 vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken wegen der steigenden Zinsen ihre Wertpapierbestände um mehrere Milliarden Euro abschreiben. Der Hintergrund: Sparkassen und Volksbanken haben oft mehr Spareinlagen, als sie Kredite vergeben können und legen ihre überschüssige Liquidität zum Beispiel in Anleihen an. Solange sie diese Wertpapiere bis zur Endfälligkeit halten können und Schuldner nicht ausfallen, sind solche Buchverluste unbedenklich.

Mark Branson, Chef der deutschen Finanzaufsicht Bafin, weist dennoch immer wieder auf das Risiko hin, dass die Verluste tatsächlich eintreten könnten, wenn die Institute unter Druck geraten, Aktiva zu Geld zu machen. Auch sein Kollege Andrea Enria von der EZB-Bankenaufsicht hatte unlängst im Interview mit der SZ davor gewarnt, die aktuellen Gefahren an den Finanzmärkten zu unterschätzen. Steigende Zinsen seien zwar prinzipiell gut für das klassische Kreditgeschäft der Banken, würden aber auch Risiken bergen, weil weltweit viele Investoren und Unternehmen hoch verschuldet seien.

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