Süddeutsche Zeitung

Siemens:Wenn der Tag mit einem Gewinneinbruch beginnt

  • Siemens hat am Tag der Hauptversammlung schlechte Zahlen vorgelegt.
  • Der operative Gewinn im Energietechnik-Geschäft ist eingebrochen, die Windkraft-Sparte Siemens Gamesa rutschte sogar in die roten Zahlen.
  • Umweltaktivisten haben für den Mittwoch Proteste vor der Münchner Olympiahalle angekündigt, wo die Siemens-Hauptversammlung stattfindet.

Siemens ist mit einem deutlichen Gewinnrückgang ins neue Geschäftsjahr gestartet. Das bereinigte operative Ergebnis aus dem Industriegeschäft, die meistbeachtete Erfolgs-Kennziffer, brach im ersten Quartal (Oktober bis Dezember) um 30 Prozent auf 1,43 Milliarden Euro ein. Experten hatten mit einem deutlich schwächeren Rückgang gerechnet. Auch der Nettogewinn des Unternehmens ging um drei Prozent auf 1,09 Milliarden Euro zurück.

Vor allem das kurz vor der Abspaltung stehende Energietechnik-Geschäft zeigte im ersten Quartal Schwächen: Der operative Gewinn brach dort um fast zwei Drittel ein, die Windkraft-Sparte Siemens Gamesa, der Hoffnungsträger für die Energiewende, rutschte sogar in die roten Zahlen. "Die unbefriedigende Situation im gesamten Energiegeschäft macht deutlich, wo der primäre Handlungsbedarf liegt", sagte Kaeser. Siemens Energy soll im September separat an die Börse gebracht werden, die Abspaltung der Energie-Sparte und Kostensenkungen sollen dem Konzern größere Handlungsspielräume für Zukäufe geben. Siemens will die Mehrheit abgeben, die restlichen Anteile sollen an die eigenen Aktionäre gehen. Kern der Sparte sind Turbinen und Dienstleistungen für Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke.

Auch macht dem Technologiekonzern die anhaltende Schwäche der Autoindustrie und des Maschinenbaus zu schaffen. Das zeigt sich vor allem im Bereich der Industrieautomatisierung, dem Aushängeschild von Siemens. Siemens musste dort im ersten Quartal einen operativen Gewinnrückgang um ein Drittel hinnehmen. Autohersteller und Maschinenbauer sind wichtige Kunden für Siemens, der Konzern spürt die gesunkene Nachfrage aus diesen Bereichen.

Proteste vor der Müncher Olympiahalle

Unterdessen haben Umweltschutz-Organisationen Proteste mit Hunderten Teilnehmern vor der Münchner Olympiahalle angekündigt, wo am Mittwoch die Siemens-Hauptversammlung stattfindet. Sie richten sich insbesondere gegen die Beteiligung des Münchner Industriekonzerns an einem umstrittenen Kohlebergwerk-Projekt in Australien. Siemens-Chef Joe Kaeser kann die Proteste der Klimaschützer nicht nachvollziehen. Es mute "schon fast grotesk an, dass wir durch ein Signaltechnik-Projekt in Australien zur Zielscheibe zahlreicher Umweltaktivisten geworden sind", sagte Kaeser vor der Hauptversammlung.

Ein Dutzend Aktivisten - unter anderem von der Gruppe "Fridays for Future" - wollen auch offiziell zu den Anteilseignern sprechen. Kaeser hält an dem Signaltechnik-Auftrag in Australien fest, weil er um den Ruf von Siemens als verlässlicher Vertragspartner fürchtet. Er widersprach am Mittwoch jedoch der Annahme der Aktivisten, dass eine Absage von Siemens das ganze Bergwerksprojekt zu Fall bringen könnte. Die gelieferte Signaltechnik sei "für die Inbetriebnahme der umstrittenen Mine irrelevant". Gegen Kaesers Entlastung als Vorstandschef liegen acht Anträge vor, denen aber kaum Chancen gegeben werden. Sein Vertrag läuft in einem Jahr aus.

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