Siemens-Skandal:Ehemalige Vorstände zu Vergleich bereit

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Siemens hat sich in der Schmiergeld-Affäre mit drei ehemaligen Managern auf Schadenersatz geeinigt - doch aus dem Aufsichtsrat kommt Kritik an dem Deal.

M. Balser

Bei Siemens büßen ehemalige Topmanager erstmals finanziell für die Folgen der milliardenschweren Korruptionsaffäre. Der Konzern hat sich im Streit um Schadenersatz mit drei früheren Vorständen geeinigt. Klaus Wucherer, Rudi Lamprecht und Edward Krubasik seien zur Zahlung von jeweils 500.000 Euro bereit, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Der Vergleich soll im November geschlossen werden. Damit gehen der Konzern und die ehemaligen Manager einem jahrelangen Rechtsstreit aus dem Weg. Im Aufsichtsrat löste die Einigung allerdings Streit aus. Denn trotz der Korruptionsaffäre dürfen die Manager auf hohe Pensionen hoffen.

Siemens steht im Streit um Schadenersatzforderungen vor einer Einigung mit drei Ex-Vorständen. (Foto: Foto: AP)

Die Vorstände kamen mit ihrem Einlenken im letzten Moment einer Schadenersatzklage des Konzerns zuvor. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen läuft Ende August ein Ultimatum an insgesamt elf frühere Spitzenmanager ab, darunter die Ex-Konzernchefs Heinrich von Pierer und Klaus Kleinfeld. Von Pierer will der Technologiekonzern sechs Millionen Euro fordern, andere sollen weniger zahlen, aber ebenfalls Millionenbeträge überweisen. Pierer ist der prominenteste Topmanager in Deutschland, von dem sein früherer Konzern Schadenersatz verlangt. Insgesamt will Siemens bis zu 27 Millionen Euro eintreiben - als symbolischen Ausgleich für die mit der Korruptionsaffäre entstandenen Milliardenkosten.

Der Aufsichtsrat wirft den Ex-Managern vor, ihre Dienstpflichten verletzt und mit mangelnder interner Kontrolle das lange praktizierte Schmiergeldsystem ermöglicht zu haben. Siemens hatte über Jahre weltweit systematisch Geschäftspartner bestochen, um an lukrative Aufträge für Telefonanlagen, Kraftwerke oder Medizintechnik zu kommen. Insgesamt flossen Milliardenbeträge in dunkle Kanäle.

Kritik aus dem Aufsichtsrat

Der Konzern hofft auf eine Signalwirkung und geht vom Einlenken weiterer Ex-Manager aus. "Siemens ist auch mit den übrigen betroffenen ehemaligen Vorständen im Gespräch und erwartet, dass weitere Einigungen zeitnah folgen", sagte ein Sprecher. Die Zahlungen von Wucherer, Lamprecht und Krubasik sollten zusätzlich zu Leistungen einer Manager-Haftpflichtversicherung erfolgen, hieß es. Ein Ordnungswidrigkeitsverfahren der Staatsanwaltschaft in München, das gegen Wucherer, Lamprecht und Krubasik lief, wurde eingestellt, teilte Siemens weiter mit.

Im Aufsichtsrat stößt die Einigung auf teils heftige Kritik. Der finanzielle Schaden halte sich für die Verantwortlichen damit "sehr in Grenzen", sagte ein führender Aufsichtsrat der Süddeutschen Zeitung. Nicht einmal ein Jahresgehalt koste der Skandal, der das Unternehmen an den Rand des Zusammenbruchs geführt habe, nun einen Teil der Verantwortlichen. "Da wird es noch erhebliche Diskussionen geben", fügte er hinzu. Nach SZ-Informationen werden die Vorstände nach ihrem Einlenken auch ihre Altersbezüge in voller Höhe erhalten. "Das ist nicht einzusehen", sagte ein Aufsichtsrat. Die Kontrolleure müssen der Einigung noch zustimmen.

Für die ehemaligen Siemens-Vorstände ist ein Ende der Affäre ohnehin noch nicht in Sicht. Nach wie vor können sie Ansprüchen von Kunden von Siemens treffen. Einige behaupten durch die Schmiergeldpraktiken geschädigt worden zu sein und wollen dafür einen Ausgleich verlangen.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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