Im Prozess um Schmiergeldzahlungen bei Siemens erhebt die Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG schwere Vorwürfe gegen Teile des früheren Managements. "Man hat uns getäuscht", sagte der KPMG-Manager Harald von Heynitz am Mittwoch als Zeuge vor dem Landgericht München. So hätten sich im Bereich Telekommunikation Führungskräfte zusammengetan, um die internen Kontrollen zu umgehen.

Später habe die KPMG von einer E-Mail erfahren, in der bei Siemens intern gewarnt worden sei, die Wirtschaftsprüfer suchten im Hinblick auf mögliche Verstöße nach "glatten Beträgen". Man solle krumme Beträge nehmen, um nicht aufzufallen. Das habe niemand ahnen können.
Die KPMG prüft im Auftrag des Konzerns schon, ob dessen Bilanzen in Ordnung sind. Heynitz erklärte, die Wirtschaftsprüfer seien nicht mitverantwortlich für die Korruptionsaffäre. "Wir haben unsere Pflichten voll erfüllt." Über auffällige Vorgänge habe man "bis hin zu den höchsten Organen" von Siemens berichtet.
Gerüchte auf den Gängen
Im Herbst 2003 seien der damalige Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger und Aufsichtsratschef Karl-Hermann Baumann über fragwürdige Bargeldzahlungen in Nigeria informiert worden. Neubürger habe sich in diesem Fall ihm, Heynitz, gegenüber darüber beschwert, "unsere Prüfer würden auf den Gängen behaupten, bei Siemens werde bestochen". Das sei ein "unprofeesionelles Verhalten", habe Neubürger gesagt. Heynitz sagte weiter aus, daraufhin habe man intern bei der KPMG darauf hingewiesen, so etwas nicht zu tun.
Auch sei der Vorgang Nigeria bei der abschließenden Besprechung der Bilanzprüfung, die in einem größeren Kreis stattgefunden habe, nicht erwähnt worden. Der Fall sei später "gesondert im kleinen Kreis" besprochen worden. Das oberste Ziel sei offenbar "Diskrediton" gewesen, sagte der Vorsitzende Richter Peter Noll dazu. Die an den damals aufgefallenen Bargeldzahlungen in Nigeria beteiligten Siemens-Angestellten zählen heute zu den Schlüsselfiguren in der Korruptionsaffäre.