Siemens:Lust auf eine schlanke Linie

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Josef "Joe" Kaeser will dem Siemens-Vorstand mehr direkte Einflussnahme in die Geschäfte ermöglichen. (Foto: Bloomberg)

Der neue Siemens-Chef Joe Kaeser will, dass der Konzernvorstand wieder direkter auf die Geschäfte Einfluss hat. Defizitäre Bereiche wie die intern so genannte "Löschers Resterampe" soll Kaeser dabei besonders im Blick haben.

Von Caspar Busse

Siemens arbeitet an einer neuen, schlankeren Organisation seiner Geschäfte. In Planung sei die Abschaffung der vier Sektoren, in der bisher die einzelnen Geschäftsbereiche gebündelt waren, heißt es in Kreisen. Endgültig entschieden sei aber noch nichts. Siemens gab dazu am Mittwoch keinen Kommentar.

Bis Anfang Mai will der neue Siemens-Chef Joe Kaeser seine neuen strategischen Vorstellungen präsentieren. "Erwarten Sie nicht zuviel", sagt er noch am Mittwoch in München. Die nun offenbar geplante Umorganisation hätte aber weitreichende Folgen. Kaesers Vorgänger Peter Löscher hatte die Aufteilung in vier Sektoren beschlossen, die weitgehend eigenständig arbeiten konnten. Diese sind bisher Industrie, Energie, Medizintechnik sowie Infrastruktur und Städte. Gerade letzter Bereich hatte mit Ertragsproblemen zu kämpfen und gilt intern als "Löschers Resterampe". In diesen vier Sektoren wiederum sind die 16 operativen Einheiten gebündelt. Von diesen Divisionen erwirtschaften aber nur vier (die für 44 Prozent des Umsatzes stehen) 80 Prozent des Gewinns. Diese bezeichnet Kaeser gerne als "Leuchttürme", die als Vorbild für die übrigen Geschäfte stehen sollen. Die 16 Geschäfte wiederum könnten nun neu gegliedert werden.

Mit der Umorganisation würde eine ganze Management-Ebene wegfallen, damit also die Bürokratie und die Komplexität reduziert werden, hieß es in München. Damit könnte der Vorstand direkter die Geschäfte führen und Einfluss nehmen. Nicht ausgeschlossen ist, dass Kaeser möglicherweise auch Veränderungen der Zuständigkeiten im Vorstand vornehmen wird. Bisher sind die vier Sektorverantwortlichen die starken Männer im Vorstand. Kaeser, der frühere langjährige Finanzvorstand, will sich stärker einmischen. Vorgänger Löscher hatte zuvor das sogenannte CEO-Prinzip eingeführt, nachdem jeder Bereich für sein eigenen Geschäft allein verantwortlich ist.

Siemens hat einen weltweiten Umsatz von 76 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Das Unternehmen beschäftigt 360 000 Mitarbeiter. Zuletzt hatte Siemens den Anschluss an wichtige Konkurrenten verloren.

© SZ vom 20.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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