Siemens-Hauptversammlung:Verfolgt von der Korruption

BenQ-Pleite, EU-Kartellstrafe oder üppige Managergehälter - Probleme hat Siemens derzeit genügend. Überschattet wurde bei der Hauptversammlung dies alles jedoch von der Korruptionsaffäre.

Groß war das Interesse der Aktionäre an der diesjährigen Hauptversammlung von Siemens in der Münchner Olympiahalle, und auch zahlreiche Aktionärsschützer waren anwesend. Sie alle waren gespannt auf die Rechtfertigung des Managements für die zahlreichen Probleme, mit denen der Siemens-Konzern im vergangenen Jahr zu kämpfen hatte.

Um 10 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer die Sitzung, dankte den ausgeschiedenen Mitgliedern des Vorstandes, bedauerte kurz das Schicksal von BenQ-Mobile und landete nur wenige Minuten nach der Eröffnung der Sitzung bei dem Skandal um die schwarzen Kassen im Siemens-Konzern.

Pierer zieht sich aus Ausschuss zurück

Gelassen, aber bestimmt erklärte er, was das Unternehmen in letzter Zeit getan habe, um Korruption zu verhindern und den Schmiergeldskandal aufzuklären.

Er kündigt seinen Rückzug aus dem Prüfungsausschuss an, jenem Gremium, dass die dubiosen Zahlungen während seiner eigenen Amtszeit als Siemens-Vorstand überprüfen soll.

Die Bedeutung des Themas wurde auch durch die Reihenfolge der Redner widergespiegelt. Noch vor Siemens-Boss Kleinfeld trat der Chef des Prüfungsausschusses Gerhard Cromme an das Rednerpult und erläutert die Aufgaben seines Gremiums.

Als um 11:05 Uhr Vorstandschef Klaus Kleinfeld vor die versammelten Aktionäre trat, kündigte er zunächst die Überprüfung der Anti-Bestechungs-Richtlinien in "Risikoländern" an und meinte: "Für unsaubere Geschäftspraktiken gibt es keinen Platz in unserem Unternehmen."

Kleinfeld mit Siemens-Wachstum zufrieden

Danach ging der Siemens-Boss zur Tagesordnung über und präsentierte aktuelle Geschäftszahlen. "In allen Regionen wachsen wir doppelt so stark wie die Wirtschaft", so Kleinfeld, und nannte Wachstumszahlen von plus 40 Prozent in China und plus 50 Prozent in Indien. Auch die Zielmargen seien in allen Geschäftsbereichen übertroffen worden, so der Vorstandsvorsitzende.

Auch er bedauerte das Schicksal der BenQ-Angestellten: "Ich muss Ihnen gestehen, es tut mir aufrichtig leid. Hier ist etwas gewaltig schief gelaufen". Doch 800 Mitarbeiter hätten bereits wieder einen Arbeitsplatz gefunden.

Teils heftige Kritik von den Aktionären

Mit einem Ausblick auf die nähere Zukunft und die Präsentation neuer Forschungserkenntnisse trat Kleinfeld ab und musste die Bühne kritischen Aktionären überlassen, die in weiterer Folge teils heftige Kritik am Management übten.

Mutmaßungen, Siemens sei mittlerweile zu groß und unübersichtlich standen immer wieder im Raum. Eine weitere sich oft wiederholende Forderung der Aktionärsschützer: Siemens müsse den Wirtschaftsprüfer (Anm.: Aktuell KPMG) wechseln. Der Rückzug Von Pierers aus dem Prüfungsausschuss wurde hingegen von vielen Seiten begrüßt.

Die Hauptversammlung ist aktuell noch im Gange und dauert voraussichtlich bis zum späten Donnerstagabend.

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