Siemens Ex-Chef Löscher:17 Millionen zum Abschied

Siemens Ex-Chef Löscher: Üppige Abfindung: Der im Sommer geschasste Siemens-Chef Peter Löscher kassiert laut Geschäftsbericht 17 Millionen.

Üppige Abfindung: Der im Sommer geschasste Siemens-Chef Peter Löscher kassiert laut Geschäftsbericht 17 Millionen.

(Foto: AFP)

Ex-Siemens-Chef Peter Löscher geht mit einer üppigen Abfindung. Doch für die Zukunft hat der Aufsichtsrat das Vergütungssystem des Vorstands verändert. Das Gehalt von Löschers Nachfolger Joe Kaeser ist nach oben begrenzt.

Von Christoph Giesen

Es ist eigentlich immer Ende November, wenn bei Siemens die Zeit des Spekulierens vorbei ist. Dann legt der Konzern seinen detaillierten Geschäftsbericht vor, dann ist klar, welcher Vorstand im abgelaufenen Geschäftsjahr, wie viel verdient hat und es zeichnet sich ab, wohin die Reise in den kommenden Monaten für den Konzern gehen soll.

Bei den meisten Dax-Konzernen sind lediglich die Gehälter des Vorstandschefs relevant, sie sind ein Indikator für den Erfolg, doch bei Siemens, da ist das anders. Deutschlands großer Elektrokonzern verkauft vom Ultraschallgerät bis zur Gasturbine so gut wie alles, was entweder Energie erzeugt oder mit Strom läuft. Aus vier Sektoren setzt sich derzeit das Geschäft des Konzerns zusammen, jede dieser mächtigen Sparten wäre alleine umsatzstark genug, um im Dax vertreten zu sein.

Am meisten verdiente im abgelaufenen Geschäftsjahr der neue Vorstandschef Joe Kaeser: Knapp 4,8 Millionen Euro, im Vorjahr hatte er fast genauso viel überwiesen bekommen. Keine Frage, viel Geld, im Vergleich Deutschlands Spitzenverdiener, VW-Chef Martin Winterkorn, der 2012 fast 15 Millionen Euro kassierte, ist aber noch ein deutlicher Unterschied.

Auch die meisten Vorstandskollegen Kaesers lagen in etwa auf Vorjahresniveau. Personal- und Technikvorstand Klaus Helmrich verdiente knapp 3,5 Millionen Euro. 2012 hatte er bei 3,8 Millionen gelegen. Hermann Requardt, der Chef des Medzinsektors konnte etwa 100.000 Euro zulegen und verdiente knapp vier Millionen Euro. Requardt profitierte davon, dass sein Sektor im Geschäftsjahr 2013 die höchsten Renditen im Konzern einfuhr.

Vergütungssystem des Vorstands wird modifiziert

Auch 2014 soll Requardts Sektor der profitabelste Geschäftsbereich bleiben. Der Konzern kalkuliert mit einer Vorsteuermarge von 15 bis 20 Prozent. Die Rendite des umsatzstarken Industriesektors soll sich im kommenden Jahr zwischen elf und 17 Prozent Rendite bewegen. Die Vorgabe für den Energiesektor liegt bei zehn bis 15 Prozent und das zuletzt arg gebeutelte Infrastrukturgeschäft hat vom Vorstand einen Margenkorridor von acht bis zwölf Prozent verordnet bekommen.

Für das laufende Geschäftsjahr hat der Aufsichtsrat das Vergütungssystem des Vorstands modifiziert, Anfang November beschloss das Aufsichtsgremium, dass sich die Bezahlung bei Siemens künftig an den Leitlinien des Deutscher Corporate Governance Kodex orientieren soll. Sollte Siemens also alle selbstgesteckten Ziele erfüllen, wäre das Gehalt im kommenden Jahr von Siemens-Chef Kaeser auf 9,5 Millionen Euro begrenzt.

Weitaus mehr als Joe Kaeser strich übrigens laut Geschäftsbericht sein Vorgänger Peter Löscher ein. Der im Sommer geschasste Österreicher bekam eine Ausgleichszahlung in Höhe von 14,8 Millionen Euro überwiesen, dazu 2,2 Millionen Euro als Rückstellung für die Betriebsrente. Im Gegenzug verpflichtete sich Löscher bis Ende September 2015 nicht bei einem Wettbewerber des Konzerns anzuheuern.

Auch die ehemalige Arbeitsdirektorin Brigitte Ederer, die Ende September nach einem heftigen Streit mit dem Betriebsrat und der IG Metall aus dem Vorstand ausgeschieden war, bekam eine einmalige Sonderzahlung: 5,6 Millionen Euro und knapp 900.000 als Rückstellung.

Löschers letzter Vertrauter verlässt den Konzern

Ebenfalls am Mittwoch gab Siemens bekannt, dass Siemens-Rechtsvorstand Peter Solmssen als letzter Vertrauter Löschers die Konzernspitze zum 31. Dezember verlässt. Sein Vorstandsbereich übernimmt Konzernchef Kaeser. Solmssens Abschied war seit Monaten erwartet worden. Löscher hatte den 58-Jährigen 2007 vom Rivalen GE zu Siemens gelotst, wo er ein Anti-Korruptionssystem aufbaute. Ihm gelang es, dass die Strafe für Siemens von der US-Börsenaufsicht sehr mild ausfiel.

Dieser Verdienst sicherte ihm im Konzern in der Folge viele Vorzüge. Siemens spendierte ihm ein vergleichsweise üppiges Gehalt, hohe Pensionsansprüche und Umzugskosten. Das Unternehmen stand auch für die Kosten der rechtlichen Klärung offener Steuerfragen gerade. Beim Ausstieg aus der Atom-Partnerschaft mit der französischen Areva unterlief ihm jedoch ein teurer Fehler. Er folgte dem Urteil seiner Anwälte und ließ Löscher gewähren, sich von den Franzosen abzuwenden und mit dem russischen Konkurrenten Rosatom anzubandeln. Areva klagte, Siemens verlor etwa 650 Millionen Euro plus Zinsen.

Laut Geschäftsbericht verdiente Solmssen im vergangenen Jahr knapp 3,5 Millionen Euro. Wie hoch genau seine Abfindung ausgefallen ist, steht im nächsten Geschäftsbericht. Publikationsdatum, wie immer Ende November.

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