Süddeutsche Zeitung

Windenergie:Siemens Gamesa wird eine Dauer-Baustelle

Siemens Energy will nach der Komplett-Übernahme der spanischen Windkraft-Tochter Gamesa hart durchgreifen. Die Sanierung könnte Jahre dauern.

Siemens-Energy-Chef Christian Bruch stellt sich auf eine jahrelange Sanierung der angeschlagenen Windkraft-Tochter Siemens Gamesa nach der geplanten Komplett-Übernahme ein. Es werde mehrere Jahre dauern, bis alle Probleme gelöst seien, sagte er am Montag. Derzeit gebe es keine Anzeichen für Besserung bei dem spanischen Unternehmen. Die wichtigsten Gründe für die Probleme bei dem Windkraftanlagen-Bauer seien identifiziert. "Eine Integration erlaubt uns, auf eine gemeinsame Infrastruktur zuzugreifen", sagte Bruch. Bei einer vollständigen Integration von Siemens Gamesa ergäben sich jährliche Synergien von rund 300 Millionen Euro vor allem bei Einkauf und Logistik.

Siemens Energy will die 33 Prozent an Siemens Gamesa, die der Konzern noch nicht hält, für gut vier Milliarden Euro kaufen und den Windanlagenbauer von der Börse nehmen. Von diesem Schritt erhofft sich Siemens Energy eine leichtere Sanierung des spanischen Unternehmens. Es sei keine Frage der Eigentümerstruktur, ob Managementprobleme gelöst werden könnten oder nicht. Aber es sei leichter, eigene Leute oder sonstige Unterstützung zu schicken, wenn man Eigentümer sei, sagte Bruch.

An der Börse legten die Siemens-Gamesa-Aktien 6,5 Prozent auf 17,82 Euro zu. Damit notieren sie aber unter den 18,05 Euro, die Siemens Energy bietet. Die Analysten der Credit Suisse bezeichneten den Preis als enttäuschend. Er sei zwar höher als der Sechsmonats-Durchschnitt und liege gut 17 Prozent über dem Schlusskurs vom 17. Mai, vor dem Bekanntwerden der Übernahmepläne, hieß es. Zwischen August 2020 bis Mitte Januar habe der Kurs aber noch über dem Angebotspreis gelegen. Auch Bruch räumte ein, dass die Offerte unter dem Preis liege, für den der Miteigentümer Iberdrola herausgekauft worden war. Seither habe sich die Lage bei Siemens Gamesa allerdings weiter verschlechtert.

Siemens Gamesa ist eigentlich der Hoffnungsträger für den Hersteller von Gas- und Dampfturbinen, macht aber seit Jahren mit Verlusten, verfehlten Gewinnprognosen und operativen Problemen Negativ-Schlagzeilen. Bei der neuen Windturbinen-Generation 5.X gibt es große Anlaufschwierigkeiten, zudem laufen Siemens Gamesa die Kosten für Rohstoffe davon, während in den Lieferverträgen mit den Kunden feste Preise vereinbart sind.

In weniger als einem Jahr musste Siemens Gamesa gleich dreimal seine Ergebnisziele herabschrauben. Um Siemens Gamesa von der Börse zu nehmen, braucht Siemens Energy nach spanischem Recht mindestens 75 Prozent der Aktien. Die Transaktion soll in der zweiten Jahreshälfte erfolgen, die Zustimmung der Hauptversammlung ist für November geplant. Das Angebot werde so bald wie möglich vorgelegt, wenn die Zustimmung der spanischen Aufsicht vorliege, sagte Bruch. "Das liegt in unserem Interesse. Es würde jedem helfen, so bald wie möglich an dieser Stelle Klarheit zu erhalten."

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