Siemens:Ein bisschen Milde

In der Sparte Stromerzeugung streicht der Konzern weniger Jobs als befürchtet. Es waren harte und lange Verhandlungen. Am Ende fanden sich Alternativen zu Standort-Verlagerungen und Arbeitsplatzabbau. Ein Teilerfolg für den Betriebsrat.

Von Christoph Giesen

Seitdem der langjährige Finanzvorstand Joe Kaeser vor zwei Jahren Peter Löscher als Siemens-Chef abgelöst hat, haben die Mitarbeiter sich an die Namen vieler Sparprogramme gewöhnen müssen, sie heißen "Vision 2020", "1by16", "PG2020" oder "bottom 10". In regelmäßigen Abständen werden aus diesen Schlagworten auch Zahlen. So wie an diesem Dienstag. Nach monatelangen Verhandlungen einigte sich das Unternehmen mit Arbeitnehmervertretern auf einen Interessenausgleich und Sozialplan in der Sparte Power & Gas (PG).

Etwa 1100 Stellen sollen im Zuge des Programms "PG2020" in Deutschland wegfallen, 600 Jobs weniger als zunächst angenommen. Mit der Einigung hätten wesentliche Verlagerungen verhindert werden können, teilte der Gesamtbetriebsrat mit. Im Gegenzug jedoch mussten die Arbeitnehmervertreter Zugeständnisse machen, übertarifliche Leistungen werden teilweise gestrichen. "Ohne diese Kompromisse wären eine Reduzierung der von der Firmenseite geplanten massiven Abbauzahlen und der uns im Wirtschaftsausschuss vorgestellten drastischen Verlagerungsmaßnahmen nicht verhandelbar gewesen", hieß es. "Es waren harte Verhandlungen", sagte Siemens-Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn. "Insgesamt konnten wir zeigen, dass es Alternativen zu Stellenabbau und Verlagerungen gibt, die nicht zu Lasten der Arbeitsplätze in Deutschland gehen und Standorte und Beschäftigung in Deutschland sichern."

Im Mai hatte Siemens-Chef Kaeser erklärt, 4500 weitere Jobs weltweit abzubauen, zusätzlich zu 7400 Stellen, die wenige Monate zuvor im Rahmen eines Konzernumbaus gestrichen worden waren. Von der im Mai angekündigten Sparrunde sollten 2200 Jobs in Deutschland wegfallen, etwa 1700 davon bei PG. Diese Zahl konnte nun merklich reduziert werden. Allerdings ist das bisher nur ein Teilerfolg für den Betriebsrat.

Ob sich aber an der Gesamtzahl der 2200 betroffenen Arbeitsplätze in Deutschland etwas ändert, gilt trotz der nun erzielten Einigung als offen. Denn noch stehen weitere Gesprächsrunden aus. Geklärt werden muss zum Beispiel, wie viele Stellen im Zuge der Übernahme des amerikanischen Kompressorherstellers Dresser-Rand in Deutschland wegfallen. Vor allem am Standort Duisburg könnte es zu Einschnitten kommen.

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