Siemens contra Pierer:Hintertür blockiert

Alles hätte so geschmeidig geregelt werden können: Im Streit mit der Siemens AG um Schadenersatz für den Schmiergeldskandal hatte Ex-Chef von Pierer einen eleganten Ausweg gefunden. Doch der Konzern will nicht.

Im Streit zwischen der Siemens-AG und dem früheren Vorstandschef Heinrich von Pierer um Schadenersatz für den Schmiergeldskandal ist keine Lösung in Sicht. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ist Pierer mit dem Vorschlag gescheitert, nicht an das Unternehmen, sondern an die Siemens-Stiftung zu zahlen.

Siemens contra Pierer: Heinrich von Pierer - Siemens will nicht, dass der frühere Konzernchef am Schluss als großer Spender dasteht.

Heinrich von Pierer - Siemens will nicht, dass der frühere Konzernchef am Schluss als großer Spender dasteht.

(Foto: Foto: ddp)

Nach Angaben aus Konzernkreisen hat Pierer außerdem sondiert, ob der von Siemens verlangte Betrag von sechs Millionen Euro reduziert werden könne. Auch das komme nicht in Frage, war am Sonntag aus Siemens-Kreisen zu erfahren.

Bei einer Aufsichtsratssitzung in der vergangenen Woche berichtete diesen Angaben zufolge ein Mitglied des Kontrollgremiums, Pierer wolle über die Höhe des Schadenersatzes verhandeln und an die Siemens-Stiftung zahlen.

Reduzierung kommt nicht in Betracht

Die vor einem Jahr vom Konzern mit einem Kapital von 390 Millionen Euro gegründete Stiftung unterstützt gemeinnützige Aktivitäten in den Bereichen Soziales, Bildung und Kultur.

Mit einer Zahlung an die Stiftung wolle Pierer "sein Gesicht wahren" und am Ende noch als Spender dastehen, wird in Konzernkreisen kritisiert. Das komme nicht in Frage. Außerdem wäre dieser Weg ohnehin nicht möglich, da der Schaden in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro beim Unternehmen und nicht in der Stiftung entstanden sei.

Die Siemens-AG könne nicht auf Geld verzichten, das ihr zustehe. Auch eine Reduzierung des geforderten Betrages komme nicht in Betracht. Sonst werde der Aufsichtsrat von den Aktionären in Haftung genommen.

Zahlt Pierer nicht, will Siemens klagen

Siemens wirft Pierer vor, die Geschäfte nicht genau genug kontrolliert und so die später enthüllten Schmiergeldsysteme ermöglicht zu haben. Pierer weist das zurück. Zu den Gesprächen mit Siemens äußert er sich nicht. Zahlt Pierer nicht, will Siemens ihn verklagen.

Siemens-Vorstandsmitglied Peter Solmssen hält indessen die Aufklärung der Korruptionsaffäre für abgeschlossen. "Wir sind ziemlich sicher, dass wir alles aufgeklärt haben, was aufzuklären war", sagte er dem Tagesspiegel.

Man suche den Schulterschluss mit Mitbewerbern, um künftig Transparenz bei Ausschreibungen und ein sauberes Vorgehen bei der Realisierung der Projekte zu gewährleisten. Dabei solle immer ein unabhängiger Monitor wie etwa Transparency International hinzugezogen werden, damit es keine kartellrechtlichen Bedenken gebe.

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