Süddeutsche Zeitung

Siemens:Aktionäre gegen Online-Hauptversammlung

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Von Reuters, München

Zahlreiche deutsche Investmentfonds und Kleinaktionäre stemmen sich gegen die Pläne von Siemens für weitere Online-Hauptversammlungen in den nächsten Jahren. Nach dem Wertpapierhaus der Sparkassen, Deka Investment, kündigte auch Union Investment an, bei dem Aktionärstreffen am 9. Februar gegen einen Beschluss zu stimmen, wonach der Technologiekonzern seine Hauptversammlungen auch 2024 und 2025 virtuell abhalten kann. Fondsmanagerin Vera Diehl sagte der WirtschaftsWoche, damit wolle sich Siemens einen "Blankoscheck" ausstellen lassen. Siemens erläutere nicht klar genug, wie der Konzern die Rechte der Aktionäre im virtuellen Format gewährleisten wolle. "Siemens baut mit der Satzungsänderung vor, um die virtuelle Hauptversammlung zur Dauereinrichtung zu machen", sagte Diehl.

Auch die im Verein "Wir für Siemens" zusammengeschlossenen Mitarbeiteraktionäre kündigten Opposition gegen die geplante Satzungsänderung an, für die Siemens eine Dreiviertel-Mehrheit braucht. "Ein Aktionärstreffen mit physischer Präsenz ist durch nichts zu ersetzen", sagte Vereinsvorstand Olaf Bolduan dem Magazin. Siemens ist der erste Dax-Konzern, der sich für weitere zwei Jahre die Möglichkeit von Online-Aktionärstreffen schaffen will. Die Tochter Siemens Healthineers plant sogar einen Beschluss für fünf Jahre. Deka-Corporate-Governance-Experte

Ingo Speich hatte der Nachrichtenagentur Reuters gesagt: "Mit der rein virtuellen Hauptversammlung besteht das Risiko, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat einen Elfenbeinturm schaffen, in dem sie sich von den Aktionären abschotten können." Die Aktionärsvereinigung DSW hält ebenfalls nichts von einer virtuellen Hauptversammlung bei Siemens. Damit stelle sich der Konzern gegen den Willen der Mehrheit der Aktionäre, sagte DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt, seit Jahren regelmäßige Rednerin auf Hauptversammlungen von Siemens und vielen anderen Firmen. "Nachdem Corona uns nicht mehr in den virtuellen Raum zwingt, sollte Siemens doch die Chance nutzen, sich persönlich den Aktionären zu stellen. Gerade weil Siemens auf 175 Jahre Unternehmensgeschichte zurückblickt, die auch durch ein gutes Verhältnis mit den Aktionären geprägt war."

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SZ vom 13.01.2023
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