Shopping:Deo bezahlen per Alipay

Drogeriemarkt in Erfurt

Tür auf: Viele Menschen kaufen bei den Handelsketten dm, Rossmann und Globus ein.

(Foto: Martin Schutt/dpa)

Die Drogeriemarktkette dm öffnet sich für chinesische Kunden. Die können ab sofort den gewohnten Paydienst des Alibaba-Konzerns nutzen.

Von Vivien Timmler

Der chinesische Bezahldienst Alipay dringt in immer mehr deutsche Kaufhäuser und Geschäfte vor. Ab sofort können Kunden in allen knapp 2000 Filialen der Drogeriemarktkette dm mit der Smartphone-App der Firma bezahlen. Der Mobile-Payment-Dienst des Alibaba-Konzerns ist bei chinesischen Touristen überaus beliebt. Und die kaufen hierzulande neben Birkenstock-Sandalen, Rimowa-Koffern und Zwilling-Messern eben auch besonders gern Kosmetikprodukte und Babynahrung - und das bevorzugt per Handy.

Während sich mobiles Bezahlen in Deutschland nur langsam etabliert, gehört es in China längst zum Alltag. Bargeld verliert im täglichen Umgang rasant an Bedeutung, der Geldbeutel ist vielerorts bereits dem Smartphone gewichen. Davon profitiert vor allem Alipay: Das Bezahlsystem ähnelt dem des hierzulande deutlich bekannteren Paypal. Neben bargeldlosem Bezahlen können Kunden auch Einkäufe im Internet darüber begleichen oder einen Tisch im Restaurant, Kinotickets oder ein Taxi buchen. Der internationale Durchbruch ist bisher ausgeblieben, braucht man schließlich noch immer ein Konto in China und einen chinesischen Pass, um den Dienst zu nutzen. Im Heimatland aber werden die Alipay-Applikationen eigenen Angaben zufolge bereits von 700 Millionen Menschen genutzt - also von gut der Hälfte der chinesischen Bevölkerung.

Auch in Deutschland wird der 2004 gegründete Bezahldienst schon seit einigen Jahren akzeptiert, vor allem von Geschäften mit besonders großer chinesischer Kundschaft. So gab etwa der Stuttgarter Modehändler Breuninger bekannt, an allen Standorten mobile Bezahlsysteme einzuführen, "um das Einkaufserlebnis angenehmer zu gestalten". Laut Angaben des Modehauses sind ausländische Besucher für Jahresumsätze im zweistelligen Millionenbereich verantwortlich - die Hälfte der ausländischen Kunden komme aus China.

Die Chinesen geben fürs Shopping im Urlaub durchschnittlich 500 Euro aus - pro Tag

Die Drogeriemarktkette dm verfolgt nun eine ähnliche Strategie. "Bereits 2020 werden pro Jahr voraussichtlich mehr als 160 Millionen Chinesen ins Ausland reisen", schreibt der Konzern in seiner Pressemitteilung zum Alipay-Start, "und viele davon auch nach Europa und Deutschland." Hinzu kommt, dass die Chinesen auch zahlungskräftig sind: Während eines einzigen Urlaubstages geben sie allein für Shopping im Durchschnitt etwa 500 Euro aus. Experten sagen voraus, dass diese Kauffreude in den kommenden Jahren dank steigenden Wohlstands und wachsender Reiselust weiter bestehe.

Zudem haben deutsche Marken bei Chinesen nach wie vor einen sehr guten Ruf. Und wenn die chinesischen Kunden ihre Einkäufe am liebsten per Smartphone tätigen wollen, kommen ihnen die Geschäfte natürlich gern entgegen. Denn bessere Bezahloptionen bedeuten nicht selten auch einen höheren Umsatz. Gut möglich also, dass bald weitere Geschäfte und Restaurants nachziehen werden. Und Alipay arbeitet im Stillen an einer weiteren Expansion: Der Konzern hat in Luxemburg eine Fintech-Lizenz erhalten - und will sich offenbar künftig auch für europäische Kunden öffnen.

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