Sharp:Japanische Lösung

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Der chinesisch-taiwanesische iPhone-Fertiger Foxconn würde gerne den japanischen Konzern Sharp kaufen. Aber Tokio blockiert.

Von Helmut Martin-Jung, München

Immer bereit, stets scharf - von dem Druckbleistift, den die Firma vor genau 100 Jahren erstmals erfolgreich produzierte, hat der Sharp-Konzern zwar seinen Namen. Aber auch die Bildschirme, die heute eines der Hauptprodukte des japanischen Unternehmens sind, zeichnen sich durch Schärfe aus. Sharp mit seinem Technologievorsprung ist nicht zuletzt deshalb ein wichtiger Lieferant für den iPhone-Konzern Apple. Doch so sehr man die Technik auch beherrscht: Bei der Vermarktung ist der Konzern schlecht - so schlecht, dass schon mehrmals Banken mit Notkrediten einspringen mussten.

Nun ist es wieder einmal so weit. Der Konzern soll in wenigen Wochen Schulden in Höhe von 510 Milliarden Yen (vier Milliarden Euro) zurückzahlen. Diese Gelegenheit möchte das chinesische Unternehmen Foxconn gerne nutzen. Foxconn, das sich früher Hon Hai Precision Industry nannte, ist einer breiteren Öffentlichkeit vor allem als Auftragsfertiger für Apple bekannt. Die Firma aus Taiwan, die auch einige Standorte auf dem chinesischen Festland betreibt, versucht schon länger, sich von der Rolle als bloßer Auftragsfertiger zu emanzipieren und eigene Produkte nicht bloß zu produzieren, sondern auch zu verkaufen. Da käme Sharp, der angeschlagene japanische Konzern mit seinen zahlreichen Patenten für Flüssigkristall-Bildschirme (LCDs), gerade recht.

Der strauchelnde Konzern muss die Banken um weitere Kredite bitten

Doch obwohl Foxconn gerüchteweise 625 Milliarden Yen für Sharp bietet, umgerechnet 4,9 Milliarden Euro, könnte das Rennen schlecht für Foxconn ausgehen. Denn Japans Regierung möchte unbedingt vermeiden, dass das LCD-Know-how von Sharp an eine ausländische Firma geht. Wohl um solchen Befürchtungen wenigstens zum Teil den Boden zu entziehen, hat sich Foxconn beeilt zu versichern, dass das Management von Sharp im Falle eines Zuschlags nicht ausgetauscht werden soll.

Es deutet dennoch einiges darauf hin, dass Sharp in japanischer Hand bleibt. Die vom japanischen Staat finanzierte Innovation Network Corporation of Japan (INCJ) hat nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg ebenfalls ein Angebot für Sharp abgegeben. Und obwohl es um mehr als die Hälfte unter dem von Foxconn liegt, neige Sharp dazu, darauf einzugehen, wie es unter Berufung auf Eingeweihte hieß.

Ein Vorbild für einen solchen Schritt ist die Auffanggesellschaft Japan Display, in der Sony, Toshiba und Hitachi mit staatlicher Unterstützung die Produktion kleiner LCD-Bildschirme fortführen. Möglich wäre, so Analysten, dass Sharp das Display-Geschäft von den anderen Bereichen abtrennt. Außerdem wird der ins Straucheln geratene Konzern wohl auch die Banken um weitere Kredite bitten müssen. Dies umso mehr, als das nächste oder übernächste iPhone glaubhaften Gerüchten zufolge keinen LCD-Bildschirm haben wird, sondern einen aus organischen Leuchtdioden (Oled).

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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