Sharing-Economy:Airbnb fordert: Städte sollen Regeln für Vermieter lockern

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Nathan Blecharczyk gründete Airbnb. Nach eigenen Angaben kommen inzwischen mehr als die Hälfte der Buchungen aus Europa.

(Foto: picture alliance / dpa)

Übernachtungen bei Airbnb gelten als hippe Alternative zum Hotel. Doch in den Städten wächst der Widerstand. Der Mitgründer des Start-ups sagt, das liege an Fehlern der Politik.

Von Caspar Busse und Ulrich Schäfer

Er übernachtet niemals im Hotel. Auch nicht während des Oktoberfests. Nathan Blecharczyk, der Gründer von Airbnb, hat stattdessen über die Plattform seines Unternehmens eine Wohnung gebucht. So macht er es immer, wenn er reist, 20 oder 30 Mal im Jahr. Zumal bei Großveranstaltungen wie dem Oktoberfest die Preise auf Airbnb "nicht annähernd so stark steigen wie bei den Hotels". Der 33-Jährige hat auch seine eigene Lederhose mit dabei, erworben beim ersten Wiesn-Besuch vor vier oder fünf Jahren: "Das war ein sehr gutes Investment."

Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung weiß Blecharczyk über München nur Gutes zu sagen. Am Montag spricht er dort auf dem Gründerfestival Bits&Pretzels. Auch Hamburg lobt er, und zwar für seine fortschrittlichen und klaren Regeln beim Home-Sharing. Ganz anders denkt er über Berlin, wo Airbnb schon seit langem im Clinch mit den Behörden und der Lokalpolitik liegt.

Mehr als die Hälfte aller Unterkünfte befinden sich in Europa

"Die Regelungen in Berlin müssen angepasst werden", sagte Blecharczyk. "Berlin braucht einfach zu verstehende Regeln für Home-Sharing, denn das jetzige Gesetz ist sehr komplex und widersprüchlich und macht keinen Unterschied zwischen einem privaten Gastgeber, der gelegentlich sein Zuhause vermietet und kommerziellen Ferienwohnungen." Airbnb setze sich in Berlin für einen Rechtsrahmen ein, der Home-Sharing klar von unerwünschten kommerziellen Angeboten abgrenze. "Viele normale Menschen sind davon abhängig", argumentiert Blecharczyk, "ihre Wohnung ab und zu über Airbnb zu vermieten, weil sie sich sonst das Leben nicht leisten können. Deshalb sollte Berlin seine Politik überarbeiten."

In Berlin gilt ein sogenanntes Zweckentfremdungsgesetz, dass der kommerziellen privaten Vermietung von Ferienwohnungen vorbeugen soll. Die Berliner Politik hat es eingeführt, weil Tausende Berliner ihre Wohnung lieber kurzfristig als Ferienwohnung vermieten und dadurch normaler Wohnraum in Berlin verloren geht. Blecharczyk sorgt sich, dass die anhaltende Diskussion das Image von Airbnb gefährden könnte: "Das ist auch der Grund, warum wir ein Partner bei der Lösung der Probleme sein wollen. Wir gehen nicht auf Konfrontation mit den Städten, sondern wir wollen einen guten Weg nach vorne suchen. Wir nehmen Bedenken der Städte sehr ernst", sagte der Amerikaner. So habe Airbnb Vereinbarungen mit mehr als 200 Städten und Regionen, in deren Auftrag zum Beispiel die Übernachtungssteuern eingesammelt und weitergeleitet würden.

Mehr als die Hälfte aller Unterkünfte auf Airbnb befänden sich bereits in Europa. Und Blecharczyk kündigt an, dass Airbnb sein Geschäft noch auf Bereiche jenseits des Wohnens ausweiten will.

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