Süddeutsche Zeitung

Serie:Geld für Geld

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Der Zinseszins bringt in Zeiten hoher Zinsen den Anlegern einen beeindruckenden Mehrwert.

Von Katharina Prechtl, München

Albert Einstein wird das Zitat angedichtet, der Zinseszins sei die größte mathematische Errungenschaft, die der Mensch je vollbracht habe. Ein Beleg dafür, dass Einstein den Zinseszins wirklich derart in die Höhe hob, wurde nie gefunden. Das Prinzip des Zinseszinses ist schnell erklärt. Wer Geld anlegt und dafür nach einem Jahr Zinsen bekommt, hat dadurch einen höheren Sparbetrag auf dem Konto. Im folgenden Jahr werden nicht nur für das ursprüngliche Kapital Zinsen gutschrieben, sondern auch für den Zinsertrag des Vorjahres.

In Zeiten guter Verzinsung bringt die Weiterverzinsung erhaltener Zinsen beeindruckenden Mehrwert. Wer 1000 Euro bei einem Zinssatz von fünf Prozent anlegt, hat nach fünf Jahren ohne Zinseszinsen 1250 Euro auf dem Konto und nach 25 Jahren 2150 Euro. Der Sparer erhält jedes Jahr eine Zinsgutschrift von 50 Euro. Wird diese Zinsgutschrift hingegen mitverzinst, ist das Sparen deutlich ertragsreicher. Nach fünf Jahren beträgt das Kapital etwa 1276 Euro. Nach 25 Jahren sind auf dem Konto 3225 Euro, denn durch den Zinseszins potenzieren sich die Zinszahlungen. Im zweiten Jahr werden 52,50 Euro statt 50 Euro gutgeschrieben, am Ende des 25. Jahres beträgt die Gutschrift rund 161 Euro.

In der derzeitigen Niedrigzinsphase sind solche Verzinsungen ohne entsprechend hohes Risiko nicht zu erreichen. Und doch sollte bei der Überlegung, wie Ersparnisse am besten aufbewahrt werden, der Zinseszins nicht außer Acht gelassen werden. Wer sein Geld praktisch unverzinst auf einem Sparbuch liegen lässt, dem entgeht nicht nur der zumindest geringe Zinssatz, der sich in anderen Anlageformen mit ebenfalls überschaubarem Risiko erwirtschaften ließe. Wegen des Zinseszinseffekt verpasst der Sparstrumpf-Besitzer sogar einen deutlich höheren Betrag, als er vielleicht auf den ersten Blick denkt.

Wer bei einem Zinssatz von 1,5 Prozent 5000 Euro anlegt, hat nach 25 Jahren mehr als 7250 Euro beisammen. Wer ohne den Zinseszins den Endwert seines Sparvermögens überschlagen würde, käme auf knapp 400 Euro weniger. Bei einem Zinssatz von drei Prozent beträgt die Differenz ohne und mit Zinseszins schon mehr als 1400 Euro. Der Zinseszins fällt also vor allem dann ins Gewicht, wenn ein langer Anlagehorizont betrachtet wird und die Zinssätze oder die Unterschiede zwischen den Zinssätzen möglichst hoch sind.

Zinseszinsen auf Schulden zu berechnen ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland übrigens verboten. Allerdings wird dieses Verbot dadurch ausgehöhlt, dass bei Geschäftsverbindungen, an denen beispielsweise Banken oder Inkasso-Unternehmen beteiligt sind, durchaus Zinseszinsen erhoben werden dürfen, sofern diese regelmäßig ausgewiesen werden.

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Quelle:
SZ vom 17.08.2019
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