Rüdiger Jordan, 34, gestaltet Innenräume. Er gibt Tipps und Anregungen zur funktionalen und ästhetischen Entfaltung von Wohnungen.
Wie romantisch: ein Winterabend vor dem offenen Kamin! Nichts schafft größere Behaglichkeit als der Anblick eines offenen Feuers und der prasselnde Klang glühender Holzscheite. Wie gemütlich: ein Abend mit Freunden am bollernden Kachelofen! Nichts tut Körper und Seele besser als eine punktuelle Wärmequelle.
Dabei hat alles ganz unromantisch angefangen mit der Wärme fürs Haus. Als es noch keine Zentralheizung gab, waren Herde, Öfen und Kamine die einzige Chance, bittere Kälte aus der Wohnung zu vertreiben. Und zwar unter eher unkomfortablen Bedingungen: Wer mag schon tagtäglich Holz und Kohle in die dritte Etage schleppen, Feuer schüren und überwachen?
Erst heute, mit thermostatgesteuerten Heizungen und wohltemperierten Räumen, wird der offene Kamin zum Luxusmöbel, zur meditativen Wohlfühl-Oase im Wohnzimmer.
Aber man entdeckt in Zeiten teurer werdender Brennstoffe wie Öl und Gas auch wieder den praktischen Nutzwert, den Kamine und Öfen haben können. Versehen mit zusätzlichen Heizregistern, entlasten sie die normale Heizung und sparen Energie und Heizkosten. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Feuer zu bändigen.
Da ist zum Beispiel der Kaminofen. Er steht frei vor dem Schornstein und ist aus Gusseisen oder Stahlblech gefertigt. Meist hat er eine verglaste Tür, die den Blick auf die züngelnden Flammen freigibt. Aufwändige Kaminöfen sind mit Edelstahlpaneelen, Naturstein oder Keramik verkleidet. Die Türen sind großflächig verglast, um möglichst viel Blick auf das Feuer freizugeben.
Vorsicht: Brennbare Fußböden sollte man mit Glas- oder Metallplatten vor Funkenflug schützen. Zwingend notwendig ist das aber nur, wenn der Ofen geschlossen betrieben wird. In der Regel sind Kaminöfen für Dauerbrand geeignet, und das Abbrennen des Feuers muss nicht überwacht werden. Das Abbrandverhalten wird entweder manuell oder - ganz praktisch - automatisch geregelt.
Die klassische Alternative: der offene Kamin. Er ist unverändert beliebt, obwohl sein Gebrauchswert am geringsten ist. Denn bis zu 80 Prozent der erzeugten Wärme entweichen einfach durch den Schornstein. Offene Kamine werden immer vor Ort gemauert, da sie fest mit dem Gebäude verbunden sind. Sie werden in der Regel mit so genannten Masken verkleidet, meist aufwändig verzierte Umrahmungen aus Naturstein - aber auch schlicht-minimalistische Ausführungen werden immer beliebter.
Äußerlich unterscheidet sich der geschlossene Kamin vom offenen nur durch die feuerfeste Glastür, die den Feuerraum vom Wohnraum trennt. Aber vor allem wenn die Glastür selbstschließend ist, ermöglicht die geschlossene Bauform einen optimal geregelten Abbrand des Brennholzes, und der Wirkungsgrad ist wesentlich erhöht. Ähnlich wie beim Kaminofen darf das Holz auch unbeaufsichtigt abbrennen.
Wegen der aufwändigeren Technik werden für geschlossene Kamine in der Regel vorgefertigte Kamineinsätze eingebaut. In diesen wird seitlich neben dem Brennraum kalte Luft erwärmt, die unter dem Kamin angesaugt und über dem Kamin an den Wohnraum wieder abgegeben wird. Geschlossene Kamine haben außerdem wasserführende Wärmetauscher zur Unterstützung der Gebäudeheizung oder der Warmwassererzeugung. Der geschlossene Kamin bietet fast das gleiche Gefühl an Behaglichkeit wie der offene Kamin, ist aber sicherer und hilft außerdem, Heizenergie einzusparen.
Beim guten alten Kachelofen durchströmt erwärmte Luft den gesamten Feuerraum, der aus Schamottsteinen gemauert ist. Die Ofenkacheln speichern diese Wärme und geben sie kontinuierlich an den Wohnraum ab.
Bevor ein neuer Kamin oder Ofen installiert wird, ist zunächst zu klären, ob überhaupt ein geeigneter Schornstein vorhanden ist. Aber besonders ältere Gebäude haben oft nicht genutzte Schornsteine - noch aus der Zeit vor der Zentralheizung.
Jeder, der einen Kamin oder einen Ofen bauen (lassen) will, sollte sich unbedingt beraten lassen. Vor allem muss er den zuständigen Schornsteinfeger einschalten, da dieser neben seiner umfassenden Sachkenntnis auch verbindliche Auskünfte über die örtlichen Rahmenbedingungen gibt.