Serie:Eine Wette auf das Wetter

Poesie für 11.1.20 / zyd

Mit Katastrophenanleihen übernehmen Anleger Risiken. Lohnt sich das?

Von Markus Zydra, Frankfurt

Tages- und Festgeld bringen nur noch wenig Zinsen. Der Leitzins liegt bei null Prozent, und wenn man die Inflation berücksichtigt, machen Sparer mit sicheren Zinsanlagen sogar real Verluste. Zugleich paaren sich steigende Aktienkurse mit schrumpfenden Firmengewinnen - aber wie lange kann das noch gut gehen? Auch Staatsanleihen, früher ein sicheres und rentables Investment, werfen teilweise negative Renditen ab. Was also tun? Gibt es Anlagen, die sich abkoppeln von den niedrigen Zinsen? Die Antwort ist ja, und die Rede ist von sogenannten Katastrophen-Bonds.

Man darf sich von der Bezeichnung nicht kirre machen lassen. Katastrophal ist bei diesen Wertpapieren nichts. Sie sind, einfach gesprochen, eine Wette auf das Wetter. Im Mittelpunkt stehen die Versicherer und ihre Rückversicherer. Sie bieten Policen an, mit denen Unternehmen beispielsweise Hurrikanschäden versichern können. Oder Einnahmeausfälle ersetzen lassen, wenn es im Winter in einem Skigebiet nicht schneit. Oder wenn Dürren zu Ernteausfällen für Landwirte führen. In den Versicherungsverträgen ist geregelt, wann die Police im Schadensfall greift.

Mitunter wollen die Versicherer ihre Risiken aber abtreten - und hier kommen die Katastrophen-Bonds ins Spiel. In diesen Anleihen können zum Beispiel Hurrikanrisiken gebündelt werden. Einfach formuliert läuft es so ab: Wenn der Hurrikan ausbleibt, dann streichen Investoren eine Rendite ein. Wenn jedoch der Schadensfall eintritt, droht der Totalverlust.

Der Vorteil dieser Anlage: Sie entwickelt sich unabhängig von den Finanzmärkten. Weder ein Konjunktureinbruch, eine Leitzinsveränderung oder ein globaler Handelskrieg haben in der Regel einen spürbaren Einfluss auf die Renditen dieser "Cat-Bonds". Der Nachteil sind die Nebenkosten. Privatanleger müssen darin über Fonds investieren, da werden Gebühren fällig. Dazu können Kosten für Währungsabsicherungsgeschäfte kommen.

In den Jahren 2017 und 2018 kam es weltweit zu sehr vielen und hohen Schadensfällen durch Naturkatastrophen. Das hat die Renditen der Fonds entsprechend gedrückt. Anleger müssen davon ausgehen, dass Rückversicherer vor allem die Risiken für Extremereignisse auslagern wollen, indem sie sie an die Finanzmärkte und Anleger verkaufen. Katastrophen-Bonds sind somit riskant, zumal es auf die Details ankommt.

Beispiel: Eine Woche ohne Regen mag einem Normalsterblichen wie eine Dürre vorkommen - doch in der Police und dem Cat-Bond ist es womöglich so geregelt, dass juristisch die "Dürre" erst dann vorliegt, wenn es acht Wochen nicht geregnet hat. Interessierte Anleger sollten sich stets unabhängig beraten lassen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: