Milliarden Euro offshore verspekuliert:Das Bermuda-Dreieck der WestLB

Milliardengrab Offshore-Geschäfte: Die bereits abgewickelte WestLB soll laut einem Medienbericht mehr als sechs Milliarden Dollar versemmelt haben - auch in Steueroasen wie Bermuda, Jersey und den Cayman-Inseln.

18 Milliarden Euro soll die Abwicklung der WestLB den Steuerzahler am Ende kosten - und ein großer Teil dieses Schadens ist offenbar durch Geschäfte in Offshore-Steueroasen entstanden. Die vor einem Jahr abgewickelte Westdeutsche Landesbank hat laut einem Bericht des Handelsblatt so mehr als sechs Milliarden Dollar verspekuliert. Die Zeitung beruft sich auf eine Antwort von NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) auf eine kleine Anfrage der FDP.

Laut der Antwort kamen zum Stichtag 31. März 2008 mehr als ein Viertel der toxischen Wertpapiere der WestLB, die auf die Zweckgesellschaft Phoenix übertragen wurden, von Aktivitäten auf den Cayman-Inseln und 1,3 Prozent von Niederlassungen auf Jersey. Außerdem ist die Rede von 0,9 Prozent in "sonstigen" Standorten, zu denen wohl auch die Geschäfte der Briefkastenfirma Harrier Capital Management auf den Bermudas gehören.

Phoenix ist eine Zweckgesellschaft, in die die WestLB im ersten Quartal 2008 ihre nicht mehr handelbaren Wertpapiere ausgliederte. Der Wert des Portfolios betrug 23 Milliarden Euro.

FDP-Fraktionsvize Ralf Witzel, Initiator der Anfrage, fordert eine gründliche Aufarbeitung des Offshore-Geschäfts. "Ein wichtiger Teil des Milliardengrabs WestLB ist in Offshore-Destinationen verursacht worden", sagte Witzel dem Bericht zufolge. Nach früheren Angaben von Walter-Borjans soll die Abwicklung der WestLB den Steuerzahler am Ende etwa 18 Milliarden Euro kosten.

Voraussichtlich nach der Bundestagswahl soll sich ein Untersuchungsausschuss mit dem Niedergang der Bank befassen. Dort soll auch der Frage nach der Verantwortlichkeit für die Verluste nachgegangen werden. Dem Bericht des Handelsblatts zufolge baute die WestLB ihr Steueroasen-Geschäft zu einem Zeitpunkt maßgeblich aus, als SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück Finanzminister in NRW, Aufsichtsrat der WestLB und Mitglied im Präsidialausschuss war.

Vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass die WestLB teilweise seit 1975 Briefkastenfirmen in Übersee unterhielt. Die Niederlassungen auf den Caymans, auf den Bermudas, Jersey oder den niederländischen Antillen existieren noch immer. Die letzte dieser Gesellschaften wurde 2004 gegründet. Die WestLB wurde vor genau einem Jahr, Stichtag 30. Juni 2012, zerschlagen. Das Nachfolgeunternehmen heißt Portigon.

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