Scout 24:Zuschlag für 5,7 Milliarden Euro

Finanzinvestoren haben ein neues Gebot für Scout 24 abgegeben: Sie bieten den Aktionären 46 Euro pro Aktie. Das Unternehmen wird sich dieses Geschäft wohl nicht entgehen lassen.

Von Jan Schmidbauer

Die Idee für das Unternehmen, das heute mit mehr als fünf Milliarden Euro bewertet wird, entstand auf 20 Seiten Papier, hoch über dem Atlantischen Ozean. Auf einem Flug von Chicago nach Frankfurt, so hat es Mitgründer Joachim Schoss mal in einem Interview mit dem Unternehmer Philippe Depiereux erzählt, schrieb er 1997 mit drei Kollegen das Konzept für Scout 24. Ein Start-up, das das Anzeigengeschäft in Deutschland radikal verändern sollte. Mit Online-Marktplätzen für Immobilien, für Autos und für die Suche nach der großen Liebe.

Zwei Jahrzehnte nach der Gründung soll das Unternehmen, das hinter bekannten Internetportalen wie Immobilienscout 24, Autoscout 24 und Friendscout 24 steckt, nun erneut den Besitzer wechseln. Pulver Bidco, ein Investmentvehikel der Finanzinvestoren Blackstone und Hellman & Friedman, will den Aktionären des Portalbetreibers 46 Euro pro Aktie bieten und sich damit die Mehrheit an dem Unternehmen mit Sitzen in München und Berlin sichern. Das gaben die beteiligten Firmen am Freitagmorgen bekannt.

Scout 24 begrüßt das Gebot. "Wir glauben, dass dies ein attraktives Angebot mit einer substanziellen Prämie, hoher Transaktionssicherheit und einem strategischen Mehrwert für das Unternehmen darstellt", sagte Hans-Holger Albrecht, Aufsichtsratschef von Scout 24. Übersetzt heißt das wohl soviel: Dieses Angebot können wir uns einfach nicht entgehen lassen.

Bereits vor wenigen Wochen hatten die gleichen Finanzinvestoren ein Angebot für Scout 24 abgegeben, mit 43,50 pro Aktie blitzen sie damals aber noch ab. Vom neuen Gebot, das sich in Summe auf etwa 5,7 Milliarden Euro belaufen soll, ließ sich Scout 24 nun überzeugen. Der Preis, zu dem die Bieter bei Scout 24 einsteigen wollen, liegt fast 25 Prozent über dem Drei-Monats-Durchschnitt der Aktie, rechnet Scout 24 vor. An den Finanzmärkten wurde der bevorstehende Eigentümerwechsel ebenfalls positiv aufgenommen, die Aktien des im M-Dax notierten Unternehmens gewannen zeitweise mehr als 11 Prozent an Wert. Die Investoren haben den Kauf jedoch unter Vorbehalte gestellt. So liegt die Mindestannahmeschwelle bei 50 Prozent plus einer Aktie. Zudem sichern sich die Finanzinvestoren gegen einen möglichen Markteinbruch ab.

Was sie konkret mit Scout 24 planen und was der Eigentümerwechsel für die mehr als 1200 Mitarbeiter bedeuten wird, blieb zunächst unklar. Es gebe eine "langfristige Vision" mit dem Ziel, den Portalbetreiber "zu einem führenden europäischen Digitalunternehmen" zu machen, teilte Scout-24-Chef Tobias Hartmann mit. Hartmann, der erst seit vergangenem November im Amt ist, will die Internationalisierung des Unternehmens stärker vorantreiben. Derzeit konzentriert sich der Portalbetreiber vor allem auf seine Geschäfte in Deutschland. Im Juli 2018 erwarb Scout 24 beispielsweise den Kreditvermittler Finanzcheck.de, zum Preis von etwa 285 Millionen Euro.

Durch die jüngsten Zukäufe und die zuletzt hohe Nachfrage im Immobiliengeschäft hat sich der Umsatz von Scout 24 im vergangenen Jahr weiter erhöht. Nach vorläufigen Zahlen stieg er um 12,5 Prozent auf knapp 532 Millionen Euro. Dabei ist das Unternehmen auch extrem profitabel: Der Vorsteuergewinn stieg um 15 Prozent auf 291,5 Millionen Euro. Behaupten muss sich das Unternehmen gegen Konkurrenten wie Ebay, auf dessen Kleinanzeigen-Plattform ebenfalls verstärkt Immobilien inseriert werden. Ein weiterer Konkurrent ist der Medienkonzern Axel Springer, dem Portale wie Immowelt gehören.

Für Scout 24 ist es nicht der erste Eigentümerwechsel. Zeitweise gehörte die Mehrheit an der Firma der Deutschen Telekom, später dem Finanzinvestor Hellman & Friedman. Der verkaufte die Anteile einst gewinnbringend weiter - und will nun wieder einsteigen. Für den Finanzinvestor vielleicht das nächste gewinnbringende Geschäft.

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