Schweizer Bank:Prominente müssen um ihr Geld fürchten

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Die Schauspielerin Veronika Ferres mit ihrem Lebensgefährten Carsten Maschmeyer. (Foto: Boris Roessler)

"Seriös und steuerlich unbedenklich", so soll die Schweizer Bank Sarasin ihre Fonds beworben haben. Das sagt HSV-Trainer Slomka, der investiert hat - und nun um sein Geld bangen muss. Der Unternehmer Maschmeyer droht der Bank im Namen mehrerer Investoren mit einem harten Vorgehen.

Von Klaus Ott

Am Sonntag noch hatte Mirko Slomka, 46, der neue Trainer des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, einen Sieg über den 1. FC Nürnberg gefeiert. Das waren wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg. Am Montag wurde der Coach, der früher Hannover 96 und Schalke 04 betreut hatte, in eigener Sache aktiv. Anlässlich von Recherchen des Stern gab Slomka eine schriftliche Erklärung zu einer Geldanlage bei der Schweizer Bank Sarasin ab, die er vor Jahren zusammen mit dem bekannten Finanz-Investor Carsten Maschmeyer getätigt hatte.

Der HSV-Trainer notierte, der Vizechef der Bank, Eric Sarasin, habe ihm in einem persönlichen Gespräch ausdrücklich bestätigt, dass diese Anlage "absolut sicher, seriös und steuerlich unbedenklich sei". Sarasin habe insbesondere erklärt, dass alles in Ordnung sei und "ich mir keine Sorgen machen müsse".

Jetzt muss sich Slomka doch Sorgen machen, um sein Geld und vielleicht auch wegen der Banker, in deren Hände er sich begeben hatte. Einige Fonds, für die Sarasin Kapitalanleger warb, stehen in einem bösen Verdacht. Ziel der Geschäfte soll es gewesen sein, beim Handel von Aktien mit (Cum) und ohne (Ex) Dividendenanspruch den Fiskus auszunehmen. Indem die Finanzbehörden angeblich getäuscht und so dazu verleitet werden sollten, mehr Kapitalertragssteuern zu erstatten, als zuvor überhaupt bezahlt worden waren.

Versprochene Renditen entpuppen sich als Täuschung

Sarasin selbst hat in einem internen Memorandum vom 16. Juni 2011 einen dieser Fonds als steuerrechtlich nicht in Ordnung bezeichnet. Es gehe um eine komplexe Struktur, die "mit Sicherheit im Bereich der Steuerumgehung" anzusiedeln sei.

Slomka hat solche Papiere bestimmt nicht gezeigt bekommen, sonst hätte er ja wohl nicht investiert. Das gilt auch für andere prominente Kapitalanleger. Für Maschmeyer, für seine Lebensgefährtin, die Schauspielerin Veronica Ferres, für Clemens Tönnies, Fleischfabrikant und Präsident des Bundesligaklubs Schalke 04 und für den Medienanwalt Matthias Prinz. Sie alle haben in Fonds investiert, die Sarasin vermittelte; in der Hoffnung auf schöne Erträge. Ein Bankmanager soll Renditen von acht bis zehn Prozent in Aussicht gestellt haben.

Maschmeyer kündigt hartes Vorgehen an

Hätten Slomka und sein Partner Maschmeyer vorsichtiger sein sollen? Hätten sie zusätzliche Unterlagen anfordern müssen? Es gibt ein Gutachten zu einem dieser Fonds, aus dem klar hervorgeht, dass es bei dem Geschäftsmodell um Kapitalertragssteuern gehe, die das Bundeszentralamt für Steuern in Bonn erstatten solle. Das Amt spielt dabei aber seit einiger Zeit nicht mehr mit, weshalb solche Fonds ihren Investoren inzwischen oft viel Geld schuldig bleiben. Einer der Investoren sagt, rückblickend betrachtet hätte er vielleicht misstrauischer sein sollen. Im Kreise der prominenten Kapitalanleger ist man sich aber sicher, dass auch ein noch so energisches Nachhaken wenig geholfen hätte.

Maschmeyer kündigt im Namen mehrerer Investoren ein hartes Vorgehen gegen Sarasin an: Schadensersatzklagen in der Schweiz und Deutschland; Eingaben bei der Bankenaufsicht in beiden Staaten; Strafanzeigen wegen arglistiger Täuschung, Betrug sowie Verletzung des Bankgeheimnisses, weil Unterlagen aus dem Geldhaus beim Stern gelandet seien. Das Finanzinstitut, das nach der Übernahme durch eine südamerikanische Bankiersgruppe heute J. Safra Sarasin heißt, wird in einem ähnlichen Fall vom deutschen Drogerie-König Erwin Müller verklagt. Vor Gericht weist Sarasin alle Vorwürfe zurück.

Slomka hat mehrere Hunderttausend Euro investiert. Aber wichtiger als dieses Geld ist jetzt das Schicksal des Hamburger SV. Der HSV ist als einziger Klub seit Beginn der Bundesliga dabei und nie abgestiegen. Das soll so bleiben.

© SZ vom 20.03.2014/fgu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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