Schweiz:Zu groß

31 01 2019 Aargau SCHWEIZ Logo des Grosshandelsunternehmen Migros *** 31 01 2019 Aargau SWITZERL

Migros ist eine der beiden größten Supermarktketten in der Schweiz. Und einer der beiden Werbe-Riesen.

(Foto: Manuel Geisser/Imago)

Der Handelskonzern Migros ist immer größer geworden, die Gewinne aber gehen zurück. Jetzt kommt die Wende.

Von Isabel Pfaff, Bern

Der orange Riese verkleinert sich: Migros, die große Schweizer Handelskette und führende Einzelhändlerin des Landes, verkauft wichtige Tochterunternehmen, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. "Die Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes hat entschieden, für Globus, die Gries Deco Gruppe (Depot), Interio und m-way neue Eigentümer zu suchen", heißt es in der Mitteilung. Man wolle damit den strategischen Fokus der Migros-Gruppe schärfen und sich aufs Kerngeschäft, die Supermärkte, sowie auf den Onlinehandel, das Convenience-Segment, den Gesundheitsbereich und die Fachmärkte konzentrieren. Dafür sei zentral, sich von jenen Unternehmen zu trennen, die wenig Synergien mit dem übrigen Migros-Kosmos eingingen - namentlich Tochterfirmen "im stationären Non-Food-Bereich".

Migros, ein Verbund von zehn Regionalgenossenschaften, ist seit seiner Gründung 1925 in Zürich zu einem Unternehmen herangewachsen, das mit seinen Supermärkten nicht nur in der ganzen Schweiz präsent ist, sondern auch über zahllose Tochterfirmen so gut wie jeden Lebensbereich im Land abdeckt. Unter dem Migros-Dach finden sich neben dem Lebensmittelgeschäft auch Reisebüros, Arztpraxen, Fitnesscenter, eine Bank und vieles mehr - insgesamt mehr als 50 Tochtergesellschaften. Die Genossenschaft ist mit über 100 000 Mitarbeitern die größte private Arbeitgeberin der Schweiz, der Jahresumsatz des Konzerns betrug 2018 mehr als 28 Milliarden Franken.

Doch in den vergangenen Jahren zeigte sich, dass die Größe und Diversität des Unternehmens immer mehr zum Problem werden. Zwar wuchs der Umsatz durch die vielen Zukäufe, aber die Gewinne gehen seit 2014 zurück. Nun reagiert Migros auf diese Entwicklung und trennt sich von vier Gesellschaften, die nach eigenen Angaben außerhalb der Migros-Gruppe bessere Erfolgsaussichten hätten. "Die Migros ist heute nicht mehr die beste Eigentümerin", lässt sich Fabrice Zumbrunnen, Chef der Migros-Generaldirektion, in der Mitteilung zitieren.

Das Edelwarenhaus Globus etwa, das seit Jahren Verluste macht, habe sich zwar "positiv weiterentwickelt", heißt es, entferne sich aber durch seine Ausrichtung auf das Premium- und Luxus-Segment immer weiter von der "Migros-DNA". Die elf Interio-Filialen, die Möbel und Wohnaccessoires anbieten, hätten sich im wettbewerbsintensiven Möbelmarkt nicht wie geplant behaupten können. Das Eigengewächs M-Way, ein Anbieter von E-Bikes, sei erwachsen geworden, so die Mitteilung, und könne nun außerhalb des Migros-Kosmos besser wachsen.

In die Gries Deco Gruppe, zu der auch die in Deutschland bekannte Einrichtungskette Depot gehört, hatte sich Migros 2009 eingekauft, inzwischen gehören dem Genossenschaftsriesen 90 Prozent. Doch auch damit soll jetzt Schluss sein, Migros will das Unternehmen verkaufen. Die offizielle Begründung: Die Gruppe sei mit ihren über 500 Filialen "überwiegend außerhalb des Heimmarktes Schweiz" tätig und habe auch dort Wachstumschancen. Letztlich hängt die Verkaufsentscheidung aber wohl mit der Gewinnentwicklung der Firma zusammen: Verschiedenen Medienberichten zufolge hat die Gries Deco Company in den vergangenen Jahren Verluste gemacht.

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