Schweiz:Geldwäsche-Anklage gegen Credit Suisse

Schweiz: Im Fokus der Ermittler: die Schweizer Großbank Credit Suisse, hier am Standort Genf.

Im Fokus der Ermittler: die Schweizer Großbank Credit Suisse, hier am Standort Genf.

(Foto: Fabrice Coffrini/AFP)

Drogenhändler sollen jahrelang Konten bei dem Institut gehabt haben.

Von Isabel Pfaff, Bern

Die schweizerische Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen die Großbank Credit Suisse erhoben, weil diese Geldwäsche durch eine bulgarische Drogenhändlerbande nicht verhindert haben soll. Wie die Bundesanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, wurden in dem Verfahren neben der Bank auch eine ehemalige Kundenbetreuerin der Credit Suisse und zwei Mitglieder der Bande angeklagt.

Mit dem Ende des Kommunismus in Bulgarien hätten sich Spitzensportler nach anderen Einnahmequellen umgesehen, teilte die Behörde zum Hintergrund des Verfahrens mit. So seien etwa viele Ringer von mafiösen Clans angesprochen worden. Einer von ihnen habe einen Kokainhändlerring aufgebaut. Der Erlös aus dem Verkauf der Drogen sei mindestens im Zeitraum zwischen 2004 und 2007 auf Bankkonten in der Schweiz deponiert worden.

Seit 2008 ermittelt die Bundesanwaltschaft zu den Schweizer Geschäftstätigkeiten der Bande. Im Zuge der Untersuchungen gerieten auch eine ehemalige Mitarbeiterin der Credit Suisse und ab 2013 auch die Bank als Ganzes in den Fokus. Die Ermittler werfen dem Institut nun vor, den Drogenhändlern ermöglicht zu haben, ihre Erlöse aus dem Kokainhandel insbesondere durch Immobilienkäufe in Bulgarien und in der Schweiz in den legalen Wirtschaftskreislauf einzuschleusen.

Laut der Bundesanwaltschaft wusste die Credit Suisse seit 2004 von den Compliance-Mängeln. Die Ermittler erheben schwere Vorwürfe: "Dadurch, dass die Bank diese Mängel bis 2008 und darüber hinaus weiter bestehen ließ, vereitelte sie die Erkennung von Geldwäschereihandlungen der kriminellen Organisation und der Kundenbetreuerin beziehungsweise verunmöglichte sie deren Verhinderung."

Die Bank weist die Vorwürfe zurück. Man nehme die Entscheidung der Bundesanwaltschaft "mit Befremden" zur Kenntnis, teilte sie nach der Veröffentlichung der Anklageerhebung mit. Sie kündigte an, ihre Position entschlossen zu verteidigen. In der Mitteilung betont das Institut seine Bemühungen im Bereich Geldwäsche-Prävention und verweist auch auf die Einschätzung externer Experten, wonach die Bundesanwaltschaft die angeblichen Organisationsmängel in der Bank auf der Grundlage von Regeln beurteile, die im relevanten Zeitraum gar nicht existierten. Auch bezögen sich die Ermittler auf Standards, "die im Schweizerischen Recht bewusst nicht umgesetzt" worden seien. Die Bank erwartet deshalb, dass sie vor dem Bundesstrafgericht siegen wird.

An der Schweizer Börse zeigte sich am Donnerstagabend noch keine Reaktion auf die Mitteilung der Bundesanwaltschaft. Die Credit-Suisse-Aktie verzeichnete ein leichtes Plus im Vergleich zum Vortag und lag bei 11,31 Franken.

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