Schweiz:Bei Krise: Franken kaufen

Schweiz: Schweizer Franken-Scheine: Die Währung ist beliebt, insbesondere in Krisenzeiten, und wertet deshalb deutlich auf.

Schweizer Franken-Scheine: Die Währung ist beliebt, insbesondere in Krisenzeiten, und wertet deshalb deutlich auf.

(Foto: Gaetan Bally/picture alliance/dpa)

Wegen des Ukraine-Kriegs stecken Investoren Geld in die Schweizer Währung. Die Notenbank reagiert - zurückhaltend.

Von Markus Zydra, Frankfurt

In Krisenzeiten flüchten Anleger in Gold - und in die Schweiz, so auch jetzt infolge des Ukraine-Kriegs. Der Schweizer Franken hat in den letzten Wochen stark zugelegt. Diese Entwicklung fand ihren sichtbaren Ausdruck darin, dass nach sieben Jahren wieder einmal Parität herrschte zwischen dem Franken und dem Euro. Am Montag kostete ein Euro rund 1,02 Franken, nachdem der Kurs in der vergangenen Woche auf 0,99 Franken gefallen war. Ein starker Franken ist Ausdruck für die Attraktivität der Schweiz, doch gleichzeitig verteuern sich dadurch die Exporte des Landes, schlecht für die heimische Wirtschaft.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sorgt durch Interventionen dafür, dass Wechselkurs so wenig gesamtwirtschaftlichen Schaden anrichtet wie möglich - das tut sie besonders ambitioniert seit dem 15. Januar 2015: Damals verkündete die Notenbank für alle Welt überraschend, man werde die Wechselkursuntergrenze von 1,20 Franken zum Euro nicht mehr verteidigen. Darauf sackte der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung kurzzeitig sogar auf 0,85 Franken ab. Viele Investoren erwischte die Maßnahme damals kalt und sie verloren viel Geld. Statt mit einem Wechselkursziel steuert die SNB den Wechselkurs nun über den Negativzins und Interventionen. Diese sind auch jetzt wieder notwendig, denn die Flucht in den sicheren Hafen "Franken" führt zu Aufwertung in allen Währungen - auch dem Euro. Die EU ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz, die starke eigene Währung schmälert im schlimmsten Fall die Konkurrenzfähigkeit.

Der starke Franken wirkt als Bastion gegen einen Inflationsimport

Dass die SNB in den Markt eingreift, darauf deuten aktuelle Zahlen hin. Die Sichtguthaben von Banken und Bund bei der Notenbank stiegen in der Woche zum 11. März um rund 2,4 Milliarden auf 728 Milliarden Franken, wie die SNB am Montag mitteilte. Das ist der stärkste Anstieg seit drei Monaten. In den Wochen davor hatten die Sichtguthaben meist weniger als eine Milliarde Franken zugelegt oder waren sogar zurückgegangen. Die Entwicklung der Sichtguthaben gilt als Indiz dafür, ob die SNB am Devisenmarkt eingreift, um den Franken gegenüber dem Euro zu schwächen. Die Zentralbank kauft Euro und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut. Die SNB äußerte sich nicht zum Anstieg der Sichtguthaben.

Experten gehen allerdings davon aus, dass die SNB ihre Interventionen auf niedrigem Niveau halten wird. Der starke Franken wirkt als Bastion gegen einen Inflationsimport. Schweizer Unternehmen müssen für Waren, die in Euro abgerechnet werden, dank des starken Franken weniger bezahlen. Während die Inflationsrate in der Eurozone bei knapp sechs Prozent liegt, beträgt die Teuerungsrate in der Schweiz weniger als zwei Prozent.

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