Süddeutsche Zeitung

Schweiz:Die Not der Notenbank

Lesezeit: 2 min

Warum macht die Schweizer Notenbank (SNB) so hohe Verluste?

In der Finanzkrise kauften viele Investoren Schweizer Franken, weil sie ihr Geld sicher anlegen wollten. Für das Land war das ein großes Problem: Der Kurs des Franken stieg enorm. Die Notenbank versuchte alles, um ihn wieder zu drücken: Sie kaufte Wertpapiere in ausländischer Währung, druckte Geld - doch es half nichts. Der Franken gewann immer weiter an Wert. Darum entschloss sich die Notenbank 2011 zu einem radikalen Schritt: Sie legte fest, dass ein Euro mindestens 1,20 Franken kosten musste - oder aus deutscher Sicht ein Franken höchstens 0,83 Cent kosten durfte. Allein - es reicht natürlich auf einem freien Devisenmarkt nicht, eine solche Grenze einfach zu verkünden, sie muss dann auch durch Käufe und Verkäufe realisiert werden. Darum warf die Notenbank Unmengen von Franken auf den Markt, für die sie im Gegenzug ausländische Währung erhielt. Im Januar diesen Jahres entschloss sich die Notenbank allerdings, die Grenze von 1,20 Franken für einen Euro aufzugeben. In der Folge schnellte der Kurs des Franken erneut enorm in die Höhe - die hohen Bestände an Fremdwährungen verloren entsprechend an Wert. Beim Euro waren es im ersten Quartal etwa 13 Prozent, beim Dollar zwei Prozent.

Kommt der hohe Verlust also überwiegend durch die Veränderung bei den Devisenanlagen zustande?

Ja, die Verluste in diesem Bereich lagen sogar bei 41 Milliarden Dollar. Da die SNB allerdings in anderen Bereichen wie etwa bei den Wertpapieren Gewinne machte, reduzierte sich der Gesamtverlust auf etwa 30 Milliarden Franken.

Wie hoch sind die Fremdwährunganlagen der SNB insgesamt?

Sie betrugen zum Endes des ersten Quartals etwa 537 Milliarden Franken.

Welche Konsequenzen hat der hohe Verlust?

Ähnlich wie die Bundesbank schüttet die Schweizer Notenbank einen möglichen Gewinn an die Bundesregierung und die Kantone aus. Sollte das Minus bis zum Jahresende in dieser Höhe fortbestehen, bekommt die öffentliche Verwaltung für das Jahr 2015 kein Geld von der SNB. Die Verwaltung trifft das allerdings nicht unvorbereitet: Nach dem starken Anstieg des Franken im Januar war bereits absehbar gewesen, dass in diesem Jahr von der SNB nichts zu erwarten sein würde. Ganz anders war das übrigens 2014: Da machte die Schweizer Notenbank noch einen Gewinn von mehr als 38 Milliarden Franken.

Wird es von der SNB erwartet, dass sie einen Gewinn erwirtschaftet?

Nein, ihre Aufgabe ist es, für die Stabilität der Währung zu sorgen.

Warum ist es für die Schweiz so problematisch, wenn der Franken steigt?

Weil Schweizer Produkte jenseits der Grenzen drastisch teurer werden. Sie verkaufen sich entsprechend schwerer, und das schwächt die Wirtschaft des Landes. Auch der Tourismus leidet, weil die Schweiz als Reiseland aufgrund der hohen Preise unattraktiv geworden ist. Dies übrigens Indirekt auch für die Schweizer selbst: Der Anstieg des Franken macht für sie die Urlaube in der Schweiz zwar nicht teurer - aber Reisen ins Ausland erheblich attraktiver. Zum Skilaufen etwa fahren viele Schweizer nun erst recht nach Österreich oder Frankreich - und nicht nach Gstaad.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2459916
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/hgn
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.