Nach Credit-Suisse-Debakel:Jetzt kämpfen die Schweizer Banken um die Superreichen

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Die Schweiz ist zweifelsohne ein schöner Ort zum Urlauben. Aber ist es künftig weiterhin der richtige Ort, um Millionen und Milliarden anzulegen? (Foto: Andreas Haas/imago images)

Das Credit-Suisse-Debakel hat Vertrauen gekostet. Erste Bankchefs sorgen sich nun, ob die Milliardäre dieser Welt ihr Geld künftig überhaupt noch bei den Eidgenossen bunkern wollen.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Nach dem Bankrott der Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) geht es nun darum, den Reputationsverlust in Grenzen zu halten. Viele Menschen haben nach dem Debakel der zweitgrößten Schweizer Bank das Vertrauen in den dortigen Finanzsektor verloren. Besonders um eine Kundengruppe soll nun stark gekämpft werden: die Obermilliardäre. Der Status der Schweiz als Bank der Superreichen sei nicht "gottgegeben", sagte der Chef der Schweizer Bank Julius Bär, Philipp Rickenbacher, in einem Interview mit der Financial Times am Montag mit quasi-religiösen Worten. Seine Forderung: Die Schweizer Regierung und die Aufsichtsbehörden müssten besser mit den besorgten internationalen Anlegern kommunizieren.

Man tut Julius Bär bestimmt kein Unrecht, wenn man in diesen Worten eine gehörige Portion Eigeninteresse vermutet. Die reichen Kunden der Credit Suisse und aller anderen Institute sind aufgrund ihrer hohen Gebührenzahlungen sehr lukrativ. Sie bleiben mit ihrem Geld aber nur dann in der Schweiz, wenn sie sicher sein können, dass die Schweiz noch die alte Schweiz ist: Ein Ort, wo die Vermögen von reichen Menschen sicher und lukrativ gebunkert werden können, bei Bedarf auch verschleiert hinter komplexen Firmenstrukturen - um so die Eigentümerschaft des Einzelnen im Dunkeln zu lassen. Die Bank Julius Bär, stolze 133 Jahre alt, verwaltet rund 424 Milliarden Franken für vermögende Privatpersonen weltweit.

"Es ist offensichtlich, dass die Präsenz der Schweizer Banken in der internationalen Presse diesen Druck noch verstärkt"

Julius Bär-Chef Rickenbacher sagte, dass vermögende Kunden von UBS und Credit Suisse sich zurückziehen würden, weil deren Geschäftsmodelle auch riskantere Investmentbanking-Aktivitäten beinhalten. Sie würden lieber zu traditionellen, konservativeren Schweizer Banken wechseln. "Es ist offensichtlich, dass die Präsenz der Schweizer Banken in der internationalen Presse diesen Druck noch verstärkt, und wir als Schweizer Bankiers müssen darauf reagieren." Das könnte bedeuten: Julius Bär wird Nutznießer des Credit Suisse-Skandals. Auch sonst wird bereits gewildert. Das Institut führe "konstruktive Gespräche" mit Mitarbeitern der Credit Suisse, die ihre Bank nach der Übernahme durch die UBS verlassen wollen, sagte Rickenbacher.

Die UBS plant laut einem Bericht der SonntagsZeitung mit der Übernahme der Credit Suisse einen umfassenden Stellenabbau. Die Belegschaft des fusionierten Bankkonzerns könnte um 20 bis 30 Prozent schrumpfen, schreibt das Blatt unter Berufung auf informierte Kreise. In der Schweiz könnten den Angaben zufolge bis zu 11 000 Jobs wegfallen, global 25 000 bis 36 000 Stellen. Headhunter auf der ganzen Welt haben Berichten zufolge viele Anrufe von Bankern der Credit Suisse erhalten, die sich nach einem neuen Job umschauen.

Die Übernahme der CS durch die UBS, die von den Schweizer Behörden im letzten Monat eingefädelt wurde, bewertet Rickenbacher als Herkulesaufgabe. Sie werde in der Schweiz viele Ressourcen und Anstrengungen erfordern und sei sehr komplex. Problematisch sei auch, dass die CS vor dem Bankrott in letzter Sekunde gerettet wurde. Ein privates Institut sollte aber scheitern können, findet Rickenbacher.

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