StraßengestaltungWas nicht passt, wird passend gemacht

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Blumenkübel stehen auf dem Firmengelände von Herrenknecht.
Blumenkübel stehen auf dem Firmengelände von Herrenknecht. (Foto: Philipp von Ditfurth/picture alliance/dpa)

Im kleinen Ort Schwanau hat die Gemeinde Blumenkübel in einer Tempo-30-Zone aufgestellt. Doch weil das dem dort ansässigen Tunnelbohr-Unternehmer Herrenknecht nicht gefällt, lässt er sie in einer nächtlichen Aktion entfernen. Seitdem ist die Aufregung groß.

Von Max Ferstl

Martin Herrenknecht weiß, wie es unter Tage zugeht. Sein Unternehmen stellt Tunnelbohrmaschinen her, die sich auch vom massivsten Berg und dem härtesten Gestein nicht aufhalten lassen, so geht zumindest der Mythos. Herrenknecht-Maschinen haben unter anderem den Bosporus untertunnelt, „110 Meter unterm Wasserspiegel bei elf Bar Wasserdruck“, so erzählte es Martin Herrenknecht, der Vorstandsvorsitzende, kürzlich im SZ-Interview. Im Tunnelbau brauche es starke Nerven.

Seit Neuestem engagiert sich der 83-Jährige allerdings auf einem für einen Tunnelexperten ungewöhnlichen Gebiet: der kommunalen Verkehrssicherheit im Allgemeinen und der sachgemäßen Bepflanzung von Tempo-30-Zonen im Besonderen. „Herrenknecht stibitzt Pflanzkübel in Allmannsweier“, titelte der Schwarzwälder Bote am Dienstag. Seitdem herrscht Aufregung in Schwanau, jener kleinen badischen Gemeinde, in dessen Ortsteil Allmannsweier die Firma Herrenknecht ihren Hauptsitz hat. Von möglichem „Diebstahl“ ist die Rede, und davon, dass Martin Herrenknecht auf unzulässige Weise in den Straßenverkehr eingegriffen haben könnte.

Was ist da los?

Angefangen hat alles damit, dass die Gemeinde zwanzig Blumenkübel im Herrenweg aufstellte, nicht weit von der Unternehmenszentrale entfernt. Die Kübel sollten unter anderem die Parkbuchten besser sichtbar machen. Das hatte der Ortschaftsrat im März beschlossen.

Eines Morgens waren die Blumenkübel aus dem Herrenweg verschwunden

Doch Martin Herrenknecht war offenkundig nicht überzeugt von der neuen Straßengestaltung. „Durch die Platzierung der Blumenkübel kam es (…) nach Herrn Dr. Herrenknechts Einschätzung zu unübersichtlichen Situationen und potenziellen Gefährdungen“, teilte das Unternehmen auf Nachfrage mit, vor allem während der Stoßzeiten oder bei Nebel.

Als Unternehmer liege Martin Herrenknecht die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer am Herzen: „Wo es Herausforderungen gibt, bin ich dafür, sie direkt anzupacken und pragmatische Lösungen zu finden.“ Wie er sich diese pragmatische Lösung vorstellte, konnten die Schwanauer an einem Morgen vergangene Woche sehen. Da waren die zwanzig Blumenkübel aus dem Herrenweg verschwunden. Die eine Hälfte stand vor dem Rathaus, die andere schmückte, sauber aufgereiht, das Herrenknecht-Gelände. Kein Zweifel also, wer die Kübel in einer nächtlichen Aktion neu platziert hatte.

Nun könnte man das Ganze für eine Petitesse halten, es geht schließlich um Blumenkübel. Doch ganz so einfach ist es nicht. Für die Kübel im Herrenweg gibt es einen Beschluss der Gemeinde, und das wirft die Frage auf, ob sich ein berühmter Unternehmer darüber hinwegsetzen darf. Die Blumenkübel müssten zurück an ihren Platz, sagte Schwanaus Hauptamtsleiter, Michael Fertig, dem Schwarzwälder Boten. Sie seien Teil einer „verkehrlichen Maßnahme, vergleichbar wie ein Straßenschild“. Deutlich zurückhaltender gibt sich der Amtsleiter, was den Vorwurf des möglichen Diebstahls angeht. Streng genommen sind die Kübel Eigentum der Gemeinde.

Und Martin Herrenknecht? Der teilt auf Nachfrage allgemein mit, dass er die Zuständigkeiten der kommunalen Gremien respektiere. Es fänden Gespräche statt, „um die Situation sachlich zu klären“. Beteiligt seien die Gemeinde Schwanau, das Landratsamt - und die Polizei.

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