Süddeutsche Zeitung

Schwächelnde Weltkonjunktur:Fatale Abhängigkeit von China

Über viele Jahre konnte sich der Westen auch in Krisenzeiten auf das Wachstum in Asien verlassen. Nun schwächelt China - und die Abhängigkeit wird zum Problem. Auch wenn es schwierig wird: Jetzt muss Deutschland selbst für Konjunkturimpulse sorgen.

Alexander Hagelüken

Das war zu einfach. Jahrelang konnte sich der Westen auf starkes Wachstum in den Schwellenländern verlassen. Als nach der Finanzkrise kaum mehr ein Land deutsche Produkte kaufte, orderten die Chinesen, als sei nichts gewesen. Für Audi ist China heute der wichtigste Absatzmarkt.

Doch diese Garantien gelten nicht mehr. Chinas Volkswirtschaft wächst weniger als in den Jahren zuvor; in Indien oder Brasilien geht der Konsum noch mehr zurück.

So angenehm die Abhängigkeit des Westens vom fernen Boom war, so beunruhigend ist sie nun. Für Deutschland und andere Exportnationen kommt es darauf an, ob die Regierungen der Schwellenstaaten gegensteuern.

Ihre eigenen Möglichkeiten sind begrenzt: Alle Länder des Westens drücken deutlich höhere Schulden als in der Finanzkrise 2008. Damals ließen sich Abwrackprämie und andere Konjunkturmacher noch bezahlen. Die Lage in China ist anders, weil sich das Riesenland kaum im Ausland verschuldet hat - und nun Geld ausgeben und Zinsen senken kann, um seine Wirtschaft zu beleben. Darin liegt eine Chance.

Verlassen darf sich Deutschland darauf aber nicht. Die Probleme der Schwellenländer zeigen, wie gefährlich jede Abhängigkeit von anderen Volkswirtschaften ist. Die Bundesregierung muss versuchen, dort für ein gutes Investitionsklima zu sorgen, wo sie am meisten Einfluss hat: in der unruhigen Eurozone.

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Quelle:
SZ vom 19.10.2012/sst/joku
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