Süddeutsche Zeitung

Schwache Teuerung in der Euro-Zone:Draghi will Inflation mit allen Mitteln anheizen

  • Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, will die schwache Inflationsrate in der Euro-Zone anheizen.
  • Dafür könnte die EZB noch stärker als bisher an den Finanzmärkten aktiv werden.

Draghi findet deutliche Worte

EZB-Präsident Mario Draghi will die schwache Teuerung in der Euro-Zone mit allen Mitteln anheizen. "Wir werden tun, was wir tun müssen, um die Inflation und die Inflationserwartungen so schnell wie möglich zu erhöhen, wie es unser Auftrag verlangt", sagte der Italiener auf einem Bankenkongress in Frankfurt.

Dafür sei die Europäische Zentralbank (EZB) unter seiner Führung bereit, bei Bedarf noch stärker als bislang an den Finanzmärkten zu intervenieren und über Wertpapierkäufe mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen. "Und das ohne unnötige Verzögerung", sagte Draghi.

Aufkauf von Staatsanleihen möglich

Die EZB hat zuletzt mit dem massenhaften Aufkauf von Pfandbriefen und Kreditverbriefungen begonnen und pumpt in den kommenden zwei Jahren viele Milliarden in das Finanzsystem. Der Leitzins liegt bereits auf einem Rekordtief von 0,05 Prozent. Um noch mehr Geld in das Finanzsystem zu bringen, könnten die Notenbanker demnächst auch Unternehmens- und Staatsanleihen aufkaufen. Letzteres ist in Deutschland heftig umstritten.

Draghi machte in seiner Rede nun eindeutig klar, dass er sich keine Fesseln anlegen lassen wolle: "Sollte sich unsere gegenwärtige Geldpolitik als nicht effektiv genug erweisen, um das zu erreichen, oder wenn die zusätzlichen Risiken für die Teuerung eintreten, würden wir den Druck erhöhen und die Kanäle, über die wir intervenieren, verbreitern." Dies könne durch eine entsprechende Veränderung des Umfangs, der Geschwindigkeit und der Zusammensetzung der Wertpapierkäufe geschehen", sagte der Italiener.

Niedrige Teuerungsrate

Die Inflation in der Euro-Zone liegt derzeit bei durchschnittlich 0,4 Prozent, die Zielmarke der EZB liegt bei knapp zwei Prozent. Die Euro-Zone steht nach Ansicht zahlreicher Ökonomen derzeit an der Schwelle einer gefährlichen Abwärtsspirale fallender Preise und nachlassender Investitionstätigkeit der Unternehmen. In vielen Krisenländern vergeben die Banken kaum noch Kredite - es fehlt Geld für Investitionen.

Nach Draghis klaren Worten sank der Euro-Kurs etwas: Der Wert der Gemeinschaftswährung fiel binnen weniger Minuten auf 1,2450 Dollar. Der EZB-Rat entscheidet das nächste Mal Anfang Dezember über den geldpolitischen Kurs der Zentralbank.

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