Schutz für die Ozeane:Die EU hofft auf die Jugend

60 Prozent

aller Eissturmvögel im Bereich der Nordsee haben Plastik im Magen

Wie viel Plastik im Meer schwimmt, lässt sich nur grob abschätzen. Doch die Folgen sind schon jetzt verheerend. Die Europäische Union setzt künftig unter anderem auf freiwillige Helfer.

Von Hans von der Hagen

Wie viel Müll Jahr für Jahr in die Ozeane gelangt, können Forscher nur grob schätzen: Vielleicht sind es fünf Millionen Tonnen, vielleicht aber auch 13 Millionen, schreibt die EU-Kommission in ihrem Plastik-Strategiepapier. Bis zu 500 000 Tonnen davon sollen aus der Europäischen Union stammen. Forscher gehen davon aus, dass bis zu 95 Prozent der gesamten Menge an Plastik vor allem über zehn Flüsse, acht davon in Asien, zwei in Afrika ins Meer gelangen. Einmal in den großen Gewässern angelangt, verteilt sich das Plastik über den gesamten Globus - bis hin in die Polarregionen. Über die Jahre zerbröseln große Teile des Plastiks, zersetzen sich aber nicht. Hinzu kommt das Mikroplastik, etwa in Form kleinster Kunststoffkügelchen, wie sie in Kosmetika verwendet werden. Beide Plastik-Varianten werden oft von den Tieren aufgenommen. Gut erforscht ist da etwa der Eissturmvogel, sagt Lars Gutow vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Im Bereich der Nordsee trügen 60 Prozent dieser Tiere Plastik im Magen - bis zu 30 Teilchen wurden in den Vögeln gefunden. Das sei so, als würden Menschen stets eine komplette Plastikmahlzeit im Magen haben, sagt Gutow.

Weil Plastik - einmal im Meer - vom regionalen zum globalen Problem wird, will die EU bei der Bekämpfung der Plastikflut eine führende Rolle in der Welt einnehmen. Sei es durch Forschung, sei es durch Kampagnen, sei es durch Finanzierung von Projekten, die sich die Beseitigung des Mülls in den Ozeanen und an den Stränden zur Aufgabe machen. Die EU setzt dabei auch auf die Mitarbeit junger Freiwilliger, die sich im Rahmen des künftigen Europäischen Solidaritätskorps für die Beseitigung des Mülls engagieren wollen. Um die Arbeit attraktiv zu machen, erhält das Solidaritätskorps mindestens 340 Millionen Euro für die Jahre 2018 bis 2020.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: