Schuster und die Scheinfirma:Leere Hülle

Das erste Anliegen, mit dem die Herren aus Wolfsburg vorstellig wurden, war noch recht alltäglich: Man habe da bei Volkswagen einen Pensionsfonds, in den das Unternehmen einzahle, um die Altersversorgung der Mitarbeiter langfristig zu sichern. Der Fonds wolle sein Geld möglichst gewinnbringend anlegen. Ob die Firma Impeesa, die doch spezialisiert sei auf derartige Finanzanlagen, da nicht helfen könne?

Von Wolfgang Krach

Er bitte um ein entsprechendes Angebot, ließ Helmuth Schuster das Unternehmen im schweizerischen Neuchâtel wissen. Das war im vergangenen Jahr.

Schuster, 51, zuletzt Personalvorstand der VW-Tochter Skoda, Vorsitzender des "Volkswagen Pension Trust e.V." und lange Jahre einer der engsten Mitarbeiter des VW-Personalvorstandes Peter Hartz, wurde mittlerweile entlassen. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig sowie Erkenntnissen der VW-Konzernrevision ist Schuster die zentrale Figur im Schmiergeldskandal bei VW.

Gemeinsam mit dem vorige Woche zurückgetretenen Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert und dem inzwischen ebenfalls geschassten Hartz-Mitarbeiter Klaus-Joachim Gebauer soll er über ein Geflecht von Tarnfirmen versucht haben, mit VW Geschäfte zu machen. Eine der Anlaufstellen dabei war offenbar die Impeesa Management SA.

Treuhänder gesucht

Eine Weile, nachdem Schuster bei dem Unternehmen in Neuchâtel wegen des Pensionsfonds nachgefragt hatte, erreichte die Impeesa, so deren Inhaber und Präsident Ralf Otto, eine zweite Anfrage - diesmal eine etwas ungewöhnlichere.

Schuster und Gebauer hätten wissen wollen, ob die Impeesa auch "treuhänderisch" tätig werden könne. Im Klartext: Ob es die Möglichkeit gebe, dass Impeesa für Volkswagen Geschäfte tätige, bei denen der Automobilhersteller offiziell aber nicht in Erscheinung trete.

Die Schweizer - höflich und geschäftstüchtig, wie sie nun mal sind - sagten nicht gleich "Nein", wollten die Impeesa für solche Zwecke aber nicht einsetzen. Daher habe man, so Otto, den Herren aus Wolfsburg angeboten, "lediglich das entsprechende Firmenkonstrukt zur Verfügung zu stellen". Schuster und Gebauer seien mit ihrem Ansinnen nicht als Privatpersonen aufgetreten, sondern "im Namen von VW".

So verkaufte Impeesa laut Otto eine Tochtergesellschaft, die keine Geschäfte mehr betrieb, an Schuster & Co. Die VW-Mitarbeiter erwarben also, möglicherweise mit Hilfe von Strohmännern, einen gleichsam hohlen Firmenmantel, unter dem sie nun weitere Firmen gründen und versuchen konnten, mit VW ins Geschäft zu kommen.

Der Name der leeren Hülle: EE Investment AG. Bis heute ist als Sitz der EE Investment im Schweizerischen Handelsamtsblatts die Rue de l'Evole 98 in Neuchâtel verzeichnet - dort residiert auch die Impeesa. Als Geschäftszweck geben beide "Finanzdienstleistungen" und "Vermögensverwaltung" an. Eingetragen wurden beide am selben Tag, am 21. Juni 2002.

"Falscher Verdacht"

Erstaunlich ist es also nicht, dass sich Impeesa in den Akten der Braunschweiger Staatsanwaltschaft sowie der VW-Konzernrevision findet. Dennoch wehrt sich Firmenchef Otto gegen den "falschen Verdacht", sein Unternehmen sei in den Schmiergeldskandal verwickelt.

"Wir sind keine Holding. Wir sind keine Scheinfirma. Und über uns sind auch keine Schmiergelder gelaufen", sagt Otto. "Wir sind ein ganz seriöses Unternehmen, das institutionelle Anleger berät." Mit VW selbst sei man beim Pensionsfonds am Ende nicht zusammengekommen. Eine Geschäftsbeziehung zu Volkswagen gebe es daher momentan nicht.

Ganz genau weiß freilich auch Otto nach eigenem Bekunden derzeit nicht, wie viele und welche Kontakte sein Unternehmen zu Schuster, Gebauer und möglichen Strohleuten der beiden Männer hatte. Vorsichtshalber hat Otto den Mitarbeiter, der für die Verbindung zum Autobauer zuständig war, deshalb erst einmal von allen Aufgaben entbunden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: