Schuldenquote der Euroländer steigt:Europas Börsen unter Druck

Die niederländische Regierung steckt in der Krise, in Frankreich könnte ein Sozialist Präsident werden - die Börsen Europas reagieren mit deutlichen Verlusten. Die Märkte sind nervös. Der europäische Schuldenberg wächst weiter, wenn auch langsamer als zuletzt.

Die Märkte reagierten an diesem Montag negativ, vor allem auf die politischen Ereignisse in Frankreich und den Niederlanden. Der mögliche Machtwechsel in Paris und die Regierungskrise in Den Haag drehten die Börsen in Europa ins Minus. Die Kurse der 30 Dax-Werte fielen. Die Leitindizes der Börsen in Amsterdam, Paris und Madrid gaben um mehr als zwei Prozent nach.

Der französische Präsidentschaftskandidat Hollande hatte im Wahlkampf unter anderem angekündigt, den europäischen Fiskalpakt nachverhandeln zu wollen. Die niederländische Minderheitsregierung steht vor dem Aus, weil ihr Sparhaushalt gescheitert ist. Die Händler werten dies als Anzeichen, dass der Sparwille in Europa erschlafft. Zugleich stimmten Finanzindikatoren die Händler skeptisch: Der Einkaufsmanagerindex sank überraschend. Diese Umfrage misst, ob Unternehmen mehr investieren, produzieren und verkaufen oder weniger.

Schuldenberg in Europa steigt

Dass die Krise Europa weiter fest im Griff hat, zeigen auch die neuen Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat (PDF-Datei). In der Eurozone ist der gesamte öffentliche Schuldenberg im vergangenen Jahr von 85,3 auf 87,2 Prozent gestiegen. Das größte Budgetdefizit meldet Irland mit 13,1 Prozent. Griechenland folgt mit 9,1 Prozent auf Platz zwei, danach kommt Spanien mit 8,5 Prozent.

Deutschland zählt mit einem Defizit von 1,0 Prozent zu den Staaten mit der geringsten Neuverschuldung. Im Schnitt ist die Neuverschuldung in den 17 Euro-Ländern auf 4,1 Prozent der Wirtschaftsleistung gefallen. Im Vorjahr hatte sie noch 6,2 Prozent betragen.

Die europäischen Kontrolleure haben nun die Rechnung der spanischen Regierung bestätigt, die im Februar ein Defizit von 8,5 Prozent gemeldet hatte. Die Rechnung hatte bei ihrer Veröffentlichung Zweifel in der EU ausgelöst. Vertreter einiger Mitgliedsländer hatten vermutet, die konservative Regierung habe das Minus des vergangenen Jahres absichtlich höher angesetzt, um die Zahlen von 2012 besser aussehen zu lassen.

Unsicherheit besteht noch über die Zahlen aus Irland, sie stehen unter Vorbehalt. Mehrere Banken bekommen Staatshilfen, die Maßnahmen sind aber noch nicht abgeschlossen. Damit sind die Auswirkungen auf das Budget noch nicht klar, sagt Eurostat. Die irische Regierung hatte ein deutlich niedrigeres Defizit für 2011 gemeldet. Irland erhält wie Griechenland und Portugal Hilfen aus den Euro-Rettungsfonds.

Griechenland meldet weiter rote Zahlen, hat sich aber im vergangenen Jahr leicht gebessert. Der Fehlbetrag im Staatshaushalt belief sich 2011 auf 9,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - das war etwas weniger als die 10,3 Prozent im Vorjahr. Griechenland wird seit zwei Jahren mit milliardenschweren Hilfspakten vor der Pleite bewahrt.

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