Der meistgefragte Mann ist nun Pier Carlo Padoan. Der Finanzminister muss auf allen Kanälen oder ausführlich im Corriere della Sera beantworten, was die Ereignisse in Griechenland für Italien bedeuten. Die alten Ängste, die Ängste von vor drei, vier Jahren sind über Nacht wieder hellwach. Man erinnert sich an die Phase der Finanzkrise 2011, als Europa in höchster Sorge auf das Bel Paese blickte, und einige gar nicht ausschlossen, dass Italien der Staatsbankrott drohe, es "la fine della Grecia" nehmen könnte, enden, wo Griechenland angekommen ist. Finanzminister Padoan sagt nun, was er muss, auch um einzubremsen, was Zeitungen am Montag schreiben: "Panik an den Börsen." Der Finanzminister hat an alle die beruhigende Botschaft: "Wir sind gegen die Spekulation gewappnet. Es besteht keine Gefahr für das Staatsdefizit", Italien sei weit gesünder und robuster aufgestellt als damals, müsse nicht befürchten in den Sog eines griechischen Untergangs zu geraten.
Dennoch, an der Mailänder Börse sanken die Kurse, der "Spread" schob sich zurück ins Bild, der Zinszuschlag auf Staatsanleihen, der in Italien in den schlimmsten Phasen täglich Messgröße war für das Vertrauen der Märkte. Der Spread fiel seit Mario Montis Regierung und wurde auf erträglichem Niveau stabil. Am Montag schlug er ein aus, das triggerte Nervosität. Politisch ist Athens Drama ein Geschenk für die Europa- und Euro-feindliche Lega Nord, Der plumpprovokante Lega-Chef Matteo Salvini wurde gerade in einer Umfrage von 36 Prozent für vertrauenswürdig erklärt. Das ist fast so viel wie der sozialdemokratische Premier Matteo Renzi erhielt. Der hat damit seit den Europawahlen fast die Hälfte der Prozente verloren. Hingegen profitiert von dem schwierigen Moment Europas auch Euro-Gegner Beppe Grillo mit der Fünf-Sterne-Bewegung. Um ökonomische Folgen eines Grexit in Italien sorgen sich deshalb viele weniger als um politischen Folgen.