Süddeutsche Zeitung

Schuldenkrise in Griechenland:Venizelos warnt vor "Selbstmord der Euro-Zone"

Der griechische Sozialistenchef Venizelos rät eindringlich vor einem möglichen Rauswurf seines Landes aus der Euro-Zone ab. Athen dürfe nicht "geopfert" werden. EU-Komissionspräsident Barroso sagt den Griechen bei seinem Besuch die Unterstützung der EU zu.

Der griechische Sozialistenchef Evangelos Venizelos hat einen Ausschluss Griechenlands aus der europäischen Währungsunion als "Selbstmord für die Euro-Zone" bezeichnet. "Unsere Partner müssen uns helfen, indem sie die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen in Griechenland verstehen", sagte Venizelos, dessen Partei der Regierung in Athen angehört. Sein Land dürfe von den anderen Eurostaaten nicht "geopfert" werden. Diejenigen, die dafür plädierten, irrten sich.

Regierungschef Antonis Samaras empfing derweil EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso zu dessen erstem Besuch in Griechenland seit drei Jahren. Barroso sagte dabei Athen den Beistand der EU zu. Der Verbleib in der Euro-Zone sei für das Land am besten, um weitere Härten zu vermeiden. Die Kommission werde Griechenland die Treue halten. Zugleich bekräftigte Barroso, es sei richtig, von Griechenland Reformen zu verlangen. Die wichtigste Aufgabe sei die Umsetzung.

Die Sozialisten und die moderaten Linken, die an der konservativen Regierung von Samaras beteiligt sind, betonten, dass Griechenland sich in einer wirtschaftlichen Notlage befinde, aber bei den Sparanstrengungen zugleich schon viele Opfer erbracht habe. Die Koalitionsspitzen kündigten an, ihre Gespräche über weitere Haushaltskürzungen am Montag fortzusetzen. Diese Kürzungen sind nötig, um weitere Finanzhilfen von den Gläubigern zu erhalten.

Regierung plant hohe Einsparungen

Griechischen Medienberichten zufolge plant die Regierung in den nächsten beiden Jahren Einsparungen in Höhe von 11,5 Milliarden Euro. Der Schritt soll die Gläubiger des Landes vorerst besänftigen. Jedoch hatte schon die Reduzierung des Budgets um 3,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr Chaos verursacht.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) erklärte unterdessen, dass die Diskussionen mit der griechischen Regierung über die Sparbemühungen wohl bis in den September hinein dauern würden. Die Expertenmission aus IWF, EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) hatte Anfang der Woche ihre Arbeit in Athen wieder aufgenommen.

Der Bericht der sogenannten Troika wird darüber entscheiden, ob Griechenland eine dringend benötigte weitere Tranche in Höhe von gut 31 Milliarden Euro aus dem Rettungspaket erhält.

Mario Draghi, Chef der EZB, hatte im Tagesverlauf erklärt, dass er alles tun wolle, um die europäische Gemeinschaftswährung zu retten. "Die EZB wird alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten", sagte er auf einer Investorenkonferenz in London. "Und glauben Sie mir - es wird ausreichen."

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AFP/dpa/mkoh/mike
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